Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Fast zehn Jahre nach seiner Bestellung und zwei Jahre nach dem Börsengang, bei dem die Österreichische Post AG als für die Zukunft bestens aufgestellt verkauft wurde, setzt sich Generaldirektor Anton Wais ins Fernsehen und sagt locker dahin, dass die Post "in ihrem heutigen Zustand nicht konkurrenzfähig ist, wenn die Liberalisierung kommt. Also müssen wir das Geschäftsmodell ändern."

Wer es nicht gesehen hat: Es war kein Kabarettabend, sondern eine Nachrichtensendung im staatlichen Rundfunk, in der der Post-Chef diese Vorstellung gab - und ein ziemlich dickes Sparpaket kleinzureden versuchte, das noch im Juni und ein weiteres Mal Ende August als "nicht aktuell" vom Tisch gewischt worden war. Drei Monate später brennt urplötzlich der Hut, und der Ruf nach Staatshilfe wird laut, weil ein börsennotierter Konzern meint, mit seinem ureigenen Geschäft nicht mehr zurande zu kommen.

Der p. t. Post-Beobachter (der über Staatsmehrheit an der Post zugleich Zwangsaktionär ist), fragt sich nun, was den Post-Chef nach zehn Jahren im (Post-)Amt zu diesem Offenbarungseid getrieben hat. Die Liberalisierung des letzten Monopolbereichs für Briefe bis 50 Gramm ab 2011 kann es nicht gewesen sein, sie ist seit Herbst 2007 akkordiert. Postbeamtendienstrecht und Personalüberhang auch nicht, sie bestehen seit 1996 unverändert (leider).

Bleibt nur eines: den öffentlichen Druck zu erhöhen, den Post-Chefs endlich einen Parkplatz zu schenken, auf dem sie ihre Beamten auf Staatskosten abstellen können, um Geld für Dividenden garantieren zu können. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.11.2008)