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Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

In Zukunft soll den spezifischen Besonderheiten der Frauen in der Chirurgie mehr Achtung geschenkt werden.

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Bozen - Nicht nur im Hinblick auf anatomische Unterschiede zwischen Frau und Mann erfordert im Bereich der Medizin die Operationstechnik eine Änderung, zeigen sich GendermedizinerInnen heutzutage überzeugt. "Die Frau ist in der Regel kleiner und wiegt weniger. Sie hat weniger Muskelmasse und besitzt somit kleinere Organe", sagte Heinrich Ebner, Chirurg am Regional-Krankenhaus Bozen. Erstmals im deutsch- und italienischsprachigen Raum wird sich die Gendermedizin mit der "Frau in der Gefäß- und Thoraxchirurgie" befassen.

"Chirurgisch operieren wir an kleineren Gefäßen, engeren Brustkörpern und kleineren Organen, was im Extremfall zu technischen Schwierigkeiten führen kann", sagte Ebner, der an der Ruhr-Universität Bochum lehrt. Beispielsweise dürfe die Schließung von Arterienöffnungen kleiner Gefäße nicht mittels einer Naht wie bei männlichen Gefäße erfolgen, da diese ein kleines Gefäß einengen würde.

Männer als Probanden

Es sei anzunehmen, dass bei der Behandlung diverser Krankheiten nicht immer nach dem Geschlecht differenziert werde. "Der Infarkt galt bisher als Männerkrankheit, obwohl er zu 55 Prozent bei Frauen auftritt", erklärte der Chirurg die Problematik. Grund dafür sei, dass der Großteil der Arzneimittel-Entwicklungsstudien ausschließlich mit männlichen Probanden durchgeführt wurde.

Frauentypische Krankheitsbilder

"Frauen scheinen häufiger als Männer an einer bestimmten Lungenkrebsart betroffen zu sein", meinte Ebner. Bekannt sei auch, dass es frauenspezifische Verletzungen der Thoraxorgane gibt. Eine geschlechterspezifische Behandlung bei Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) soll während der Tagung geklärt werden. Weitere Erkenntnisse über frauentypische Krankheitsbilder, technische Varianten bei der Frau und Behandlungsempfehlungen sollen die 42 Vorträge von Fachleuten aus Deutschland, Italien und Österreich bringen.

Wenige harte Fakten

In Zukunft solle den spezifischen Besonderheiten der Frauen in der Chirurgie mehr Achtung geschenkt werden. Neu angewendete technische Lösungen sollen so die Behandlungsstandards und somit die Frauengesundheit verbessern. "Bisher gibt es in der Gefäß- und Thoraxchirurgie wenige harte Fakten, allgemein steht der chirurgische Bereich erst am Anfang", fügte Ebner als Organisator der Tagung hinzu. (APA)