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Grafik: APA

Die Ökonomen der Bank Austria bezeichnen die aktuelle Wirtschaftsentwicklung Öster-reichs als die schwächste seit 1955. Erwartet wird, dass die heimische Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2009 eine "leichte Rezession" erleben und im kommenden Jahr nur 0,1 Prozent wachsen werde. Heuer werde sich noch ein Plus von 1,9 Prozent ausgehen.

Die wichtigsten Industrieländer der Welt werden 2009 in einer Rezession stecken. Zu diesem Ergebnis kommt die Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Paris. Laut deren jüngsten Prognose wird die Wirtschaftsleistung aller OECD-Länder im vierten Quartal um 1,4 Prozent schrumpfen, im Jahr 2009 um 0,3 Prozent. Für die Eurozone sagt die OECD für 2009 minus 0,5 Prozent voraus.

Am härtesten trifft es die USA, von wo die Finanzkrise ihren Ausgang nahm. Dort soll die Wirtschaft im vierten Quartal um 2,9 Prozent schrumpfen, 2009 um 0,9 Prozent. Für 2010 erwarten OECD und Bank Austria einen Aufschwung.

Paris/Berlin/Wien/Brüssel – Die Industriestaaten befinden sich bereits mitten in einer Rezession: Zu diesem Ergebnis kommen die Ökonomen der OECD, der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung laut dem am Donnerstag vorgelegten "Economic Outlook".

Diese Wirtschaftsprognose fällt für das dritte und vierte Quartal des heurigen Jahres sowie für das gesamte kommende Jahr äußerst düster aus. Im Jahr 2010 werde der OECD-Raum wieder in die Wachstumszone zurückkehren, heißt es.

Im vierten Quartal 2008 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aller OECD-Staaten um 1,4 Prozent schrumpfen. In den USA – dem Ausgangsland der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise – fällt der Rückgang der Wirtschaftsleistung mit minus 2,8 Prozent besonders heftig aus. Die Euro-Zone und Japan mit je minus 1,0 Prozent schneiden besser ab.

Die Volkswirte der Bank Austria sehen Österreich bereits in einer "leichten Rezession": "Das Wachstum für die beiden aufeinanderfolgenden Jahre wird das schwächste seit 1955 sein", so Stefan Bruckbauer, der Vizechef der volkswirtschaftlichen Abteilung der größten Bank des Landes. Aber: Das Land sei noch entfernt von einer "tiefen Rezession" oder gar einer "Depression", fügt er hinzu.

Die von der EU-Kommission für Österreich zuletzt angenommenen 0,6 Prozent Wachstum im kommenden Jahr seien "deutlich zu optimistisch," sagt auch Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny bei seinem Antrittsbesuch in Brüssel. Er gehe eher von einer Stagnation für Österreich im ersten Halbjahr 2009 aus (das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo sieht als Worst-Case-Szenario wie berichtet einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,2 Prozent als möglich an, Anm.).

Echte Probleme

Aus den einzelnen Wirtschaftssektoren kommen jedenfalls beunruhigende Nachrichten: Die Gewerkschafter Bau-Holz rechnen im kommenden Jahr mit 15.000 bis 20.000 mehr Arbeitslose am Bau. Die Arbeiterkammer weist darauf hin, dass die "Lehrstellenlücke" wieder aufgehe und bekrittelt, dass das von der scheidenden Regierung ausgehandelte Lehrlingspaket nicht vollständig umgesetzt werde (laut AK werde etwa das Instrument "Implacement-Stiftung" vom Arbeitsmarktservice nicht genutzt). Und auch aus der Industrie wie aus dem staatsnahen Bereich kamen zuletzt fast täglich Meldungen über geplanten oder bereits realen Jobabbau und Kurzarbeit (Auto- und Zulieferindustrie).

Österreich schneide, betont Nowotny, deutlich besser ab als die gesamte Eurozone, für die "ein Rückgang" der Wirtschaftsleistung wahrscheinlich sei. Dies gebe allerdings Raum für weitere Zinssenkungen. Besser werde Osteuropa abschneiden: "Für die Slowakei erwarten wir ein Wachstum von 4,9 Prozent, für Rumänien vier Prozent." Die osteuropäischen Mitgliedstaaten könnten im kommenden Jahr unter dem Rückgang der Direktinvestitionen leiden. Deshalb regte Nowotny an, die erst kürzlich aufgestockte Stützungsreserve der EU auf 50 Milliarden zu verdoppeln.

In Deutschland ist nun amtlich, was seit Monaten befürchtet wurde: Zum ersten Mal seit 2003 steckt Österreichs wichtigster Handelspartner in einer Rezession. Im dritten Quartal 2008 sank das BIP um 0,5 Prozent im Vergleich zum Quartal davor – und somit zum zweiten Mal in Folge, wo es einen Rückgang um 0,4 Prozent gegeben hatte, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Die Zeiten werden für die Bundesrepublik Deutschland härter. Es macht keinen Sinn, jemandem Sand in die Augen zu streuen", sagt Finanzminister Peer Steinbrück. Einen größeren Umfang für das Konjunkturprogramm – wie es die "Wirtschaftsweisen" gefordert hatten – lehnt er ab. Am Donnerstag wurde auch bekannt, dass 20 Banken unter den Schutzschirm des Staates wollen. Dabei gebe es "eine bunte Mischung" aus öffentlichen und privaten Geldinstituten. (bau, mimo, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.11.2008)