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Wer hinter dir steht, stärkt nicht zwingend den Rücken: Faymann (SP) hinter Wrabetz (ORF).

Foto: AP/Punz

"Zu spät", scherzte eine Journalistin ORF-Chef Alex Wrabetz entgegen, als der zum Finanzausschuss eintrudelte. Dessen Antwort klang resignativ: ".. .du rettest den Freund nicht mehr."

Der Schiller passte zu Personalmeldungen in den "Oberösterreichischen Nachrichten" und "Österreich" vom Mittwoch. Linz sah alle ORF-Direktoren unter Wrabetz ersetzt. Die anonyme "Österreich"-Story präsentierte das "Aus" für den Generaldirektor selbst. Teils mit denselben Kandidaten.

"Testballons"

"Und ich komm wieder nirgends vor", witzelte der rote Stiftungsrat, Telekom- und Faymann-Berater Karl Krammer. Kein Problem: Unter Innenpolitikern kursierte auch er schon als Generalskandidat. Der als unabhängig eingestufte Stiftungsrat und Caritas-Chef Franz Küberl sieht die Personalien als politische "Testballons". Andere präzisieren: Ballons der SPÖ. Oder eher der ÖVP, die in Sachen ORF "Nervosität" bei SP-Chef Werner Faymann orte. Bei 100 Millionen Euro Verlust überraschte die nicht.

Ebenso wenig überraschte, wenn eine Regierung Gegenleistungen verlangt, sollte sie dem ORF Befreiungen von Gebühren abgelten oder Förderungen gewähren. Gegenleistungen beginnen beim Sparen: Insider erwarten, dass der ORF 2009 "nicht um Kündigungen herumkommt", um geplante 50 Millionen Euro zu kürzen. Wrabetz schließt sie nicht aus. Natürlicher Abgang, flexiblere Dienstverträge, Ausgliederungen brächten nur 35 Millionen. Bis Samstag muss der ORF den Stiftungsräten den Finanzplan für 2009 liefern.

Gegenleistungen

Auch personelle Gegenleistungen wären in der ORF-Geschichte nicht neu. Als großkoalitionärer ORF-Generalsekretär kursiert der frühere Programmdirektor Reinhard Scolik. Verhandler beteuern fast rituell, über Personalien hätten sie bisher nicht gesprochen.

Ein neues Direktorium ließe sich als Sparmaßnahme einordnen: Nur ein TV-Direktor (da passten weder Elmar Oberhauser noch Wolfgang Lorenz), Online zum (neuen) Radiodirektor, neuer Finanzdirektor (mit Sissy Mayerhoffer scheint kaum wer zufrieden).

"Feuer am Dach"

2001 verwendeten Schwarz und Blau ein neues ORF-Gesetz, um die Führung vorzeitig loszuwerden. Wirkt mittelfristig, etwa, wenn die Führung das Minus nicht bewältigt. "Dann ist Feuer am Dach", sagt ein Verhandler. Nach dem EU-Wettbewerbsverfahren gegen den ORF braucht es 2009/10 ein neues Gesetz. SP-Chef Faymann soll TV-Chefredakteur Karl Amon erfolglos gefragt haben, ob er dann als Generaldirektor zur Verfügung stehe.

Die VP kann man sich weiter eine Rückkehr von RTL-Konzernboss Gerhard Zeiler gut vorstellen.Haken aller vorzeitigen Ablösen: Zu bezahlen sind die Verträge voll, wie klamm der ORF auch ist. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 13.11.2008)