Qualität vor Quantität: Das Wien Museum zeigt in seiner jüngsten Ausstellung "Glanzstücke - Emilie Flöge und der Schmuck der Wiener Werkstätte" 38 rare Spitzenwerke der Schmuckkunst, die großteils noch nie in Wien zu sehen waren.

Brosche von Emilie Flöge, 1905
Entwurf Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte, 1905

Der Schmuck der Wiener Werkstätte markierte am Anfang des 20. Jahrhunderts einen Paradigmenwechsel: "Nicht der materielle Wert, sondern allein der künstlerische Wert stand im Vordergrund", so Museumsdirektor Wolfgang Kos. Entscheidend ist der künstlerische Entwurf.

Josef Hoffmann, Entwürfe für Broschen, vor 1908

Foto: MAK

Der Schmuck der Wiener Werkstätte funkelte nicht mit Brillanten, sondern glänzte mit ornamental eingesetzten bunten Halbedelsteinen wie Opale, Mondstein, Lapislazuli und Koralle. "Die Verwendung von Halbedelsteinen wurde als Zeichen der Individualität gesehen", betont Ausstellungskurator Paul Asenbaum.

Brosche, 1905
Entwurf Josef Hoffmann für die Wiener Werkstätte, Wien 1904
Ausführung: Wiener Werkstätte, 1905

Foto: Neue Galerie New York

Während Josef Hoffmann virtuos arrangierte, geometrische Miniatur-Mosaike entwarf, zeichnen sich Koloman Mosers Schmuck-Designs durch klare Linien und geschwungene Jugendstil-Formen aus.

Gürtelschließe, 1905
Entwurf Koloman Moser für die Wiener Werkstätte, 1905

Foto: Neue Galerie New York

"Star" der Ausstellung ist Emilie Flöge, die heute vor allem als Gefährtin von Gustav Klimt bekannt ist. Flöge, eine selbstbewusste und weltoffene Frau, war aber die wichtigste Protagonistin des Schmucks der Wiener Werkstätte.

Gustav Klimt
Porträt Emilie Flöge, 1902

Foto: Wien Museum

In ihrem Modesalon versammelte Flöge eine finanzkräftige Geschmackselite, die sich den avantgardistischen, in aufwändiger Handarbeit hergestellten Schmuck kaufen wollte und konnte.

Sitzgruppe im Empfangsraum des Modesalons Flöge
Entwurf Koloman Moser, 1904

Emilie Flöge fungierte aber auch als Fotomodell für den Schmuck der Wiener Werkstätte, den sie einem berühmten Foto mit Gustav Klimt nach zu schließen, nicht einmal beim Bootsfahren am Attersee ablegte. Klimt schenkte Flöge übrigens mindestens zehn Schmuckstücke, sechs davon sind davon erstmals in der Ausstellung versammelt zu sehen.

Emilie Flöge und Gustav Klimt im Ruderboot, 1909
Fotopostkarte

Foto: Wien Museum

In räumlicher Hinsicht ist die Ausstellung ähnlich wie ein Schmuckstück aufgebaut: Die wertvollen Glanzstücke sind in der Mitte des Raumes konzentriert, die Broschen werden vertikal wie Bilder präsentiert.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Zu sehen ist auch ein von Josef Hoffmann entworfener Schrank aus dem Modesalon von Emilie Flöge.

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Der Modesalon der Schwestern Flöge befand sich übrigens in der Mariahilfer Straße 1b in der so genannten "Casa Picoola".

Foto: derStandard.at/Gedlicka

Die Ausstellung stellt eine Kooperation des Wien Museums mit der Neuen Galerie New York dar. Die Schmuckstücke stammen in vielen Fällen aus amerikanischen und österreichischen Privatsammlungen und waren zum größten Teil noch nicht in Wien zu sehen. (glicka, derStandard.at, 12. November 2008)

Diadem, 1916
Entwurf Dagobert Peche für die Wiener Werkstätte, 1916

Wien Museum Karlsplatz
, 1040 Wien
13. November 2008 bis 22. Februar 2009
Di bis Do und Fe, 9 bis 18 Uhr