Wien - Die Allianz-Versicherung in Österreich hat die Finanzkrise heuer bereits mit voller Wucht zu spüren bekommen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) ist in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 131,3 auf 80,5 Mio. Euro eingebrochen - das entspricht einem Minus von 38,7 Prozent. Der Gewinnrückgang sei auf die vorsichtigere Anlagepolitik zurückzuführen, hieß es heute, Mittwoch, aus dem Unternehmen.

Die Assekuranz habe ihren Aktienanteil bei Veranlagungen von ohnehin nur noch 10 Prozent zu Jahresbeginn auf aktuell Null gestellt, sagte Unternehmenssprecherin Marita Roloff zur APA. Wichtig sei aber, dass das Kerngeschäft stimme. Die Prämieneinnahmen hätten im Berichtszeitraum um 7 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro brutto zugelegt.

Mit einer 40-prozentigen Steigerung des versicherungstechnischen Ergebnisses im Kerngeschäftsfeld Schaden-/Unfallversicherung und einem Rekordzuwachs in der Lebensversicherung von rund 28 Prozent zieht die Allianz eigenen Angaben zufolge "eine gesunde Bilanz" über die ersten drei Quartale 2008. Die Combined Ratio von 93,7 Prozent belege, dass das Unternehmen auf Zielkurs liege.

In den Bereichen Vorsorge und Veranlagung hat die Allianz in Österreich den eingeschlagenen Wachstumskurs in den ersten drei Quartalen laut Eigenangaben erfolgreich fortgesetzt: "Wir haben vom deutlich gestiegenen Sicherheitsbedürfnis der Anleger im Zuge der aktuellen Situation an den Finanzmärkten mit Rekordzuwächsen bei der klassischen Lebensversicherung profitiert", erklärte Allianz-Vorstandsvorsitzender Wolfram Littich den aktuellen Boom.

Aufgrund der unsicheren Börsensituation hätten viele Versicherungssparer zuletzt der klassischen Lebensversicherung den Vorzug gegenüber risikoreicheren Versicherungslösungen gegeben. Dadurch habe der Geschäftsbereich Leben im Vergleich zu 2007 einen Anstieg von 27,6 Prozent auf 359,8 Mio. Euro erzielt. Dabei steuerte die klassische Lebensversicherung mit 220,9 Mio. Euro den größten Anteil bei.

Hohe Schwankungsreserven

"Durch die Bildung hoher Schwankungsreserven, die in schlechten Zeiten an unsere Kunden weitergegeben werden, kann die Lebensversicherung ertragsarme Perioden besser ausgleichen als jede alternative Veranlagung. Das macht sie gerade in Zeiten wie diesen so attraktiv für Kunden", so Littich.

In der Krankenversicherung sei ein Zuwachs von 4,7 Prozent auf 30,5 Mio. Euro verzeichnet worden. Die Prämieneinnahmen im Geschäftsbereich Schaden/Unfall seien aber aufgrund von Verlagerungen in Bereichen des Industriegeschäfts in ein Konzernunternehmen mit 651,9 Mio. Euro um 1,7 Prozent knapp unter dem Vorjahresniveau geblieben.

Trotz der Winterstürme Paula und Emma sei die Schadensentwicklung insgesamt günstig verlaufen. Die Aufwendungen für Versicherungsleistungen in der Schaden-/Unfallversicherung sind laut Allianz Österreich um 2,8 Prozent auf 430,1 Mio. Euro zurückgegangen. Im Bereich Krankenversicherung seien mit 18,3 Mio. Euro um 6,1 Prozent mehr an Leistungen ausbezahlt worden. In der Lebensversicherung lagen die Aufwendungen für Versicherungsleistungen mit 214,4 Mio. Euro um 1,9 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Das versicherungstechnische Ergebnis belege die Qualität des Kerngeschäfts im Bereich Schaden/Unfall, wo mit 26,3 Mio. Euro der Vorjahreswert um 41,7 Prozent übertroffen worden sei. Das finanztechnische Ergebnis zeige, dass sich die vorsichtige Veranlagungsstrategie, also die Nullstellung des Aktienanteils, der Allianz bewähre. Ergänzt durch Sicherungsmaßnahmen im fallenden Markt sei der Wert des finanztechnischen Ergebnisses zum Ende des dritten Quartals bei 32,8 Mio. Euro nach 62,4 Mio. Euro im Vorjahresvergleich.

Die Combined Ratio sei im dritten Quartal - nach 97,1 Prozent im ersten Quartal (Paula und Emma hatten ihre Spuren hinterlassen) und 94,7 Prozent im ersten Halbjahr - auf 93,7 Prozent gesunken. "Bei einem normalen Schadensverlauf im letzten Quartal sind wir zuversichtlich, unsere Wunschmarke von unter 94 Prozent zu erreichen", so Littich. (APA)