Wien - Die an der Wiener Börse notierte Kärntner AvW Invest AG ist nach den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres 2008 in die roten Zahlen gerutscht und weist einen Nettoverlust von 7,44 Mio. Euro aus. In der Vorjahresperiode wurde in dem Zeitraum noch ein Gewinn von 10,39 Mio. Euro verbucht. Das Betriebsergebnis ist von 13,82 auf 1,54 Mio. Euro eingebrochen. Belastend auf das Ergebnis haben sich Rückstellungen in Höhe von 7,36 Mio. Euro ausgewirkt, teilte AvW am Mittwoch mit. Auch für das Gesamtjahr wird ein negatives Ergebnis erwartet, die Dividende fällt aus.

Begründet werden die Verluste neben den hohen Rückstellungen auch mit der sich vor allem gegen Ende des dritten Quartals weiter zuspitzenden internationalen Finanzkrise. Ergebnisrückgänge habe es bei der AvW Invest AG sowohl im Bereich Finanzdienstleistungen als auch Abschreibungen bei den Beteiligungen gegeben, hieß es. Ein konkreter Ausblick auf 2009 soll mit dem Jahresergebnis 2008 gegeben werden.

Wie berichtet wurde der AvW Invest vor drei Wochen die Wertpapierkonzession entzogen, nachdem der Finanzdienstleister aufgrund von mutmaßlich illegalen Geschäften mit Genussscheinen in die negativen Schlagzeilen gekommen war.

Waniek bleibt

"Aufgrund der instabilen Situation an den Finanzmärkten" seien konkrete Prognosen für 2009 "äußerst schwierig", hieß es in einer Aussendung der AvW Invest von heute, Mittwoch. "Für das Kärntner Unternehmen werde 2008 "das Jahr der Konsolidierung", so der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Auer von Welsbach. Der Ex-Flughafenvorstand Kurt Waniek werde der AvW dabei als Berater des Vorstandes weiter beistehen.

Waniek hilft der AvW schon seit Oktober bei der Aufarbeitung der Probleme, die im Zuge von angeblich illegalen Wertpapiertransaktionen des mittlerweile in U-Haft sitzenden Ex-Prokuristen entstanden sein sollen. Der AvW Gruppe, die an der AvW Invest rund 74 Prozent hält, war dadurch laut Eigenangaben ein "Liquiditätsengpass" entstanden.

Die Rückstellungen in der Höhe von 7,36 Mio. Euro wurden "aufgrund der aktuellen Situation" gebildet, hieß es. Näheres wurde nicht genannt. Auch zu den "Abschreibungen bei den Beteiligungen" waren keine Details zu erfahren. Wieder einmal berief sich die AvW auf das "laufende Verfahren". Die AvW Invest ist unter anderem zu rund 20 Prozent an S&T, zu etwa 24 Prozent an Nextevolution und zu zirka 16 Prozent an Realtech beteiligt.

Für den Ausfall der heurigen Dividende ist noch die Zustimmung der Hauptversammlung nötig. Der Gewinn je Aktie ist von 3,45 Euro in den ersten drei Quartalen 2007 auf minus 2,47 Euro im Vergleichszeitraum 2008 zurückgegangen. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von 290 auf 318 erhöht.

Am 24. Oktober gab die AvW bekannt, die Wertpapierdienstleister-Konzession mit sofortiger Wirkung zurückgelegt zu haben. Zwei Tage vorher schickte die Finanzmarktaufsicht (FMA) einen Aufpasser in die Firma. Der inzwischen wieder abberufene Regierungskommissär Martin Wagner hatte die Aufgabe, Gefahren für die finanziellen Belangen der Kunden abzuwenden. Mittlerweile hat die FMA die Löschung der Konzession per Bescheid festgestellt. Damit kann die AvW ihr Kerngeschäft - Finanzdienstleistungen - nicht mehr ausüben.

Die AvW hatte ihren Ex-Prokuristen wegen Untreueverdachts bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Dem Halbbruder des Mannes, der ehemalige Bankenrevisionsleiter der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ronald Laszlo, wirft die AvW Verletzung des Amtsgeheimnisses vor. Er soll geheime Notenbank-Akten, unter anderem einen Prüfbericht über die M&A Privatbank, in der Kärntner Wohnung seines Halbbruders vergessen haben. Die beiden Männer sollen außerdem eine gemeinsame Firma haben, über die der Ex-Prokurist "unautorisierte" Transaktionen durchgeführt haben soll. Die OeNB hat Laszlo wegen Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheimnisses und Urkundenunterdrückung angezeigt. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung. (APA)