Wie viel kostet ein Menschenleben? Jedes einzelne ist unbezahlbar, lautet die logische Antwort. Nur muss man dann konsequenterweise auch bereit sein, einen bedeutend größeren Anteil seines Einkommens in das Gesundheitssystem zu pumpen. Denn dort wird das Leben plötzlich quantifiziert. Und immer teurer.

Ein Beispiel ist der Geldstreit um die Flugrettung. Dass der Einsatz der Hubschrauber Leben rettet, ist unbestreitbar. Und die Gleichung "Früher im Spital - höhere Überlebenschance" ist einleuchtend. Allerdings: Die privaten Helikopter heben ab, sobald sie gerufen werden. Da steht aber oft noch nicht fest, wie schwer die Verletzungen sind. Und so wird manchmal wegen eines Knochenbruchs und Platzwunden geflogen statt mit dem Rettungsauto gefahren. Dass die Sozialversicherungen wenig Lust haben, solche Einsätze zu subventionieren, ist schon nachvollziehbar.

Selbstverständlich sollten auch diese Patienten schneller in die Ambulanz kommen, um Komplikationen zu vermeiden. Doch das gilt für viele Medizinbereiche: Natürlich ist es besser, noch eine Untersuchung zu machen, um jedes Risiko auszuschließen. Oder noch ein Medikament auszuprobieren, das die Heilungschance um ein Prozent verbessert.

All diese Wünsche sind legitim und machbar. Nur sollen dann Gesetzgeber und Bevölkerung bereit sein, mehr Geld auf den OP-Tisch zu legen. Denn die Vorstellung, dass Privatversicherte in jeder Situation einen Heli bekommen und andere nur nach ausführlicher Debatte der Ärzte und Geldgeber, ist unbefriedigend. Egal was es kostet - wert muss jedes Leben gleich viel sein. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 12.11.2008)