Kyoto - Der kanadische Philosoph Charles Taylor, der amerikanische Computerwissenschafter Richard Karp und der anglokanadische Molekularbiologe Anthony Pawson haben am Montag den diesjährigen Kyoto-Preis erhalten - neben dem Nobelpreis eine der weltweit wichtigsten Ehrungen in Wissenschaft und Kultur. Bei einer feierlichen Zeremonie in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto nahmen die drei Geehrten im Beisein von Mitgliedern der Kaiserfamilie und zahlreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Kultur aus aller Welt die mit umgerechnet 300.000 Euro dotierte Auszeichnung entgegen.

Komplexität auf gesellschaftlicher, technologischer und zellulärer Ebene

Nach Ansicht des Preis-Komitees hat sich der Philosoph Taylor mit seinem Konstrukt einer Gesellschaftsphilosophie mit dem Ziel der Koexistenz unterschiedlicher Kulturen verdient gemacht. Seine Gesellschaftsphilosophie, die er selbst umzusetzen suchte, ermöglicht es Menschen mit unterschiedlichem geschichtlichem, traditionellem und kulturellem Hintergrund, ihre mannigfaltigen Identitäten zu wahren und glücklich miteinander zu leben, wie das Preis-Komitee befand.

Der Computerwissenschafter Karp erhält den Preis für seine Beiträge zur Komplexitätstheorie, einem Teilgebiet der theoretischen Informatik. Darüber hinaus hat er auch selbst eine ganze Reihe von für die Praxis relevanten Computeralgorithmen entwickelt. Dem Molekularbiologen Pawson schließlich ist die Entdeckung eines Mechanismus der zellinternen Weitergabe von Signalen zu verdanken. Damit enthüllte er eine wichtige Molekül-Infrastruktur, über die das Wachstum und die Entwicklung der Zellen gesteuert werden.

Der Preis

Der Kyoto-Preis wird alljährlich durch die Inamori-Stiftung vergeben, die 1984 von Kazuo Inamori, Gründer des japanischen Technologiekonzerns Kyocera, ins Leben gerufen wurde. Mit dem Preis würdigt die Inamori-Stiftung das Lebenswerk von Persönlichkeiten, die sich mit herausragenden Leistungen in ihrem Bereich verdient gemacht haben. Die Auszeichnung wird in den drei Kategorien Kunst und Philosophie, Hochtechnologie sowie Grundlagenforschung vergeben.

Unter anderem nahmen in den vergangenen Jahren bereits die deutsche Choreographin Pina Bausch, der deutsche Philosoph Jürgen Habermas, der japanische Modeschöpfer Issey Miyake, der österreichische Musiker und Dirigent Nikolaus Harnoncourt sowie die Primatenforscherin Jane Goodall den Preis entgegen. (APA/dpa)