London - Die britische Polizei ist wegen möglicher gewalttätiger Attacken von "Öko-Terroristen" besorgt. Eine Sondereinheit, die Gefahren vonseiten "einheimischen Terrorismus" untersucht, soll eine Liste von möglichen Anschlagszielen entdeckt haben, berichtet der Observer. Betroffen sind vor allem Firmen, die Naturschützer für Umweltverschmutzer halten. In den vergangenen Monaten hat es mehrere Angriffe mit Sachbeschädigung auf Unternehmen in Großbritannien gegeben.

Ziel: Aktionäre und Geldgeber

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht "Earth First!", eine 1979 gegründete Dachorganisation, der verschiedenste Strömungen von den Tierrechtsaktivisten bis zu "monkeywrenchers", Aktivisten, die illegale Sabotageakte ausführen. Das Ziel, laut ihrer Website: "Aktionen".
"Sie untersuchen mögliche Ziele, deren Aktionäre und Geldgeber" erklärte eine Polizeiquelle dem Observer. Darunter sollen beispielsweise der Flughafenbetreiber BAA, ein internationales Bergbauunternehmen und Firmen, die mit Braunkohlekraftwerken im Zusammenhang stehen.

Strategien

Koordinierte Attacken gab es bisher nicht, die Polizei ist aber überzeugt, dass bald Strategien und taktische Manöver entwickelt werden. Angriffe Einzelner hat es durchaus schon gegeben: Ende August wurden in Berlin sieben Filialen von Bankkonzernen Opfer von Vandalismus: Schlösser und Kartenleser wurden mit Superkleber unbrauchbar gemacht. "Nein zu britischer Kohle" wurde an die Wände gesprüht - die Deutsche Bank gilt etwa als ein großer Investor in die britische Kohleindustrie.

Attacke auf Menschen nicht mehr ausgeschlossen

Für die Ermittler ist auch eine Attacke auf Menschen nicht mehr ausgeschlossen. "Wir haben mehrere Stellungnahmen entdeckt, dass vier Fünftel der Menschheit sterben müssen, um anderen Arten das Überleben zu ermöglichen", schildert der anonyme Ermittler. Seine Angst: Ein fanatischer Einzelkämpfer könnte das als Auftrag für einen größeren Anschlag sehen.
Sorgen bereitet der Exekutive auch die Querverbindung zur "Earth Liberation Front" in den USA, die schon mehrere schwere Brandanschläge verübt hat. (moe/ DER STANDARD Printausgabe 10.11.2008)