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Die Nikotinkonzentration im Blut steigt nach einer einzigen Wasserpfeife 20 mal mehr, als nach 20 gerauchten Zigaretten.

foto: apa/dpa/steffen

Sie riecht gut und verströmt einen Hauch orientalischer Gemütlichkeit: Die Wasserpfeife. Wie eine repräsentative Umfrage der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung im Vorjahr gezeigt hat, haben 38% aller deutschen Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren Shisha, Hookha oder Hubble-Bubble schon einmal probiert. Immerhin 11% frönen ein bis dreimal monatlich dem vermeintlich harmlosen Vergnügen.

Nichtraucher?

Auch Österreichs Jugend findet an dem Blubbertrend großen Gefallen. Shisha-Cafes und Wasserpfeifenbars sprießen neuerdings wie Pilze aus dem heimischen Boden. Über Wirkung und gesundheitliche Gefahren wird nur spekuliert. Viele Jugendliche bezeichnen sich selbst ahnungslos als Nichtraucher. Sogar dann, wenn sie den Tabak aus Wasserpfeifen regelmäßig genießen.

„Die Wasserpfeife wird von den österreichischen Gesundheitsbehörden noch weit unterschätzt", betont Kurt Aigner, Vorstand der Initiative Ärzte gegen Raucherschäden und Leiter der Lungenabteilung im Krankenhaus der Elisabethinen in Linz. Für Fehlinterpretationen der eigenen Rauchgewohnheiten macht er die mangelnde Aufklärung verantwortlich. Dass Wasser schädliche Inhaltstoffe aus dem Tabak herausfiltert, ist der bislang größte Irrtum, dem Erwachsene wie Jugendliche in Bezug auf die Shisha erliegen. Wer diese Pfeife raucht, fühlt sich in dem Glauben auch noch bestätigt, denn der eingeatmete Rauch einer Shisha kratzt überhaupt nicht im Hals. Ganz im Gegenteil, er ist wohltuend mild und schmeckt intensiv fruchtig.

Früchte, Essenzen, Harze, Melasse und zahlreiche Aromastoffe erzeugen den süßlichen Geschmack und überdecken damit die Schärfe der Tabaks. Eine attraktive, aber trügerisch gefährliche Mischung, denn Teer, Nikotin, Kohlenmonoxid und viele krebserzeugende Substanzen finden sich natürlich auch im Wasserpfeifentabak. Was die Zigarette von der Shisha unterscheidet, ergibt sich aus der Dauer des Rauchvorgangs.

Längeres Inhalieren

Zum Vergleich: Ein Zigarettenraucher zieht in 5-7 Minuten ungefähr 8-12 mal an seiner Zigarette. Pro Zug gelangen dabei 35 Milliliter Rauch an ihr Ziel. Wasserpfeifennutzer bringen es auf 50-200 Züge in 20-80 Minuten. Sie inhalieren wesentlich länger und tiefer und befördern darum mit nur einem Zug bis zu einem Liter Rauch in die Lunge. Die Nikotinkonzentration im Blut steigt. Nach einer einzigen Wasserpfeife 20 mal mehr, als nach 20 gerauchten Zigaretten. Die Folge: Wasserpfeifenrauchen führt rascher in die Abhängigkeit als Zigarettenkonsum, denn Nikotin gilt als der wichtigste Promotor der Suchtentwicklung.

Der Rauch der Wasserpfeife ist kühler und sorgt damit auch für mehr Wohlbefinden im Hals als beim Konsum einer Zigarette. Gesünder macht ihn das aber auch nicht. Während beim Zigarettenrauchen Temperaturen um die 800 Grad entstehen, steigen die Temperaturen in Wasserpfeifen auf 4 bis maximal 600 Grad. Die niedrigeren Temperaturen bedeuten: Wasserpfeifentabak verbrennt nicht, er verschwelt. „Bei Schwelbrand erhöht sich die Konzentration der Karzinogene und mit ihr das Risiko einer gesundheitlichen Schädigung", weiß Aigner.

Hygiene

Zu allem Überfluss wird Shisharauchen bevorzugt in Gruppen zelebriert. Hygienisch bedenklich ist daran, dass die Raucher manchmal an ein und demselben Mundstück nuckeln und vor Krankheiten wie Herpes, Hepatitis und Tuberkulose völlig ungeschützt sind.

Die Fakten erdrücken und doch schenken Behörden den Wasserpfeifen wenig Beachtung. „Die Datenlage ist zu gering, denn aussagekräftige Studien gibt es noch keine", bemüht sich Aigner um eine mögliche Erklärung. Eine aktuelle Umfrage zum Rauchverhalten der Österreicher bleibt ihm zu wünschen noch übrig. (phr, derStandard.at, 9.11.2008)