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Foto: APA/ROBERT JAEGER

Bei der österreichischen Post kommt es offenbar dick. Im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch sickerten Personalabbaupläne durch, die weit über die geplante Schließung von bis zu 400 Postämtern hinausgehen. Laut Kronen Zeitung hat das Post-Management rund um Generaldirektor Anton Wais ein Paket geschnürt, das einem radikalen „Maßnahmenprogramm" gleicht. Es sieht unter anderem die Streichung von 9000 Arbeitsplätzen bis 2015 vor und eine „Standortkonsolidierung", bei der das Netz an Post-Filialen sogar auf nur 300 Ämter und Servicestellen reduziert werden könnte. Darüber hinaus sollen laut dem Bericht mehr als 30 Briefverteilzentren geschlossen werden. Kompensiert werden sollen die entstehenden Lücken im zumindest teilweise flächendeckenden System durch weitere Post-Partner wie „Imker oder Greißler".

Tausende Jobs weg

Standard-Recherchen ergaben, dass von den insgesamt 9000 Posten, die man bis 2015 wegrationalisieren will, 5000 bis 6000 auf den Sektor Brief (in dem die Post dank Briefmonopol bis 50 Gramm den mit Abstand größten Teil ihrer Gewinne erwirtschaftet, Anm.) entfallen, 2200 bis 2500 im Filialgeschäft und 700 bis 900 in der durch den Verlust der Paketquellen Quelle/Otto- und Universalversand enorm unter Druck stehenden Paketsparte.

Die größten Einsparungen brächte zweifellos ein Verkauf eines Großteils der insgesamt 1311 Post-Filialen in Bausch und Bogen an Einzelhandelsketten wie Billa oder Spar. Derartige, von der Deutschen Post abgekupferte Pläne seien mit Post-Aufsichtsrat oder -Eigentümervertretern aber nicht akkordiert und dürften angesichts der öffentlichen Empörung kaum Aussicht auf Erfolg haben. An der Schließung von 300 bis 400 Filialen würde dies übrigens nichts ändern, sie betrifft Filialen in allen Bundesländer-Regionen.

Postämter-Verkauf

Ginge der lancierte Totalverkauf der Post-Filialen durch, hätte das für Republik und Staatshaushalt dramatische Folgen: Die zu 51 Prozent im Besitz der Republik Österreich stehende Post würde den Großteil ihrer zu rund 60 Prozent aus pragmatisierten Beamten bestehende rund 24.000 Post-Bedienstete umfassenden Stammbelegschaft nicht mehr brauchen und könnte sich der „unvorteilhaften Rahmenbedingungen beim Personal mit einem hohen Anteil von Beamten und pragmatisierten Angestellten" elegant entledigen, zitierte die Krone aus Post-Papieren. Angenehmer Nebeneffekt wäre eine „hohe Kostenersparnis" - und das auch noch 2009, also drei Jahre vor Öffnung des Monopolbereichs.

Das Problem dabei: Angesichts des Kapitalbedarfs der AUA - sie braucht rund 500 Millionen Euro Staatszuschuss, um einen Notverkauf bewerkstelligen zu können - und staatlicher Milliarden-Hilfspakete für die Banken gibt es kein Geld für die von Post und Telekom angestrebte Einrichtung einer Beamtenagentur bei der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Wohl hat die Post in ihrer für hunderte unter „Unterauslastung" leidende Bedienstete mehr als 360 Millionen Euro an Rückstellungen gebildet, für 9000 Beamte reicht dies jedoch nicht annähernd. Wie Personalentwicklung und Umschulung in einer staatlichen Jobagentur aussehen, zeigt die Post in ihrem „Karriere- und Entwicklungscenter (KEC): Dort schlagen ausrangierte Postler die Zeit tot.

Die Post AG wollte die Zahlen nicht kommentieren. Post-Gewerkschaftschef Gerhard Fritz schon, er sprach von einer „Kriegserklärung". Verkehrsminister Werner Faymann sagt, wenn 9000 Postler weg müssten, müsse Post-Vorstand gehen. Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer will die Post klagen, wenn sie Postämter schließt, ohne das Konsultationsverfahren einzuhalten. FPÖ, Grüne und BZÖ wollen den Kurs der Post bekämpfen. Grünen-Post-Sprecherin Gabriela Moser verlangt statt „zweistelliger Dividendenrenditen" geöffnete Postämter. Kammer-Präsident Christoph Leitl hingegen findet Postpartnerschaften gut, weil sie „allen etwas bringen". Der Post-Aktie halfen die Pläne zur Schließung von 300 Postämtern und möglichen Personalabbau übrigens nicht: Sie verlor am Freitag 11,4 Prozent auf 21,25 Euro.  (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 10.11.2008)