Zuletzt hatte ich berichtet, sie bezeichneten mich im Standard als "Frauenversteher". Ich bestreite das ja energisch. Wie zur Bestätigung erhielt die Chefredaktion unlängst eine Mail aus Vorarlberg. Eine Leserin beschwerte sich, dass ich meinen Sohn "Wurm" nenne, nach "auf dem Boden dahinschlängelndem, Dreck fressendem Getier".

Also, wenn ich mir den Wurm der- zeit so ansehe: "Auf dem Boden dahinschlängelnd", ja, kommt hin. "Dreck fressend", nun ja, auch, mitunter. Er nimmt derzeit ja alles in den Mund - Plüschtiere (am liebsten seine - apropos "Getier" - Ratte), Teppichfransen oder den alten VHS-Rekorder, der bisher im Wohnzimmerregal jahrelang unbeachtet herumgestanden ist. Bis der Wurm ihn entdeckte. Seitdem schlängelt der kleine Technikfreak täglich hin und testet, ob die Kassettenfachklappe eh noch funktioniert. Dann speichelt er die gesamte Front ein.

Als wir den Wurm kürzlich von einem Ausflug in den Seewinkel, wo er quer durchs Gasthaus "Zur Dankbarkeit" gerobbt war und weiß der Himmel was alles in den Mund gehabt hatte, nach Hause kutschierten, beliebte der Wurm auf der A4, Höhe Arbesthal, einen Auszucker zu bekommen. Meine Frau sang ihm vierzig Strophen von "Old McDonald Had A Farm" vor. Als sie heiser war, raunzte der Wurm immer noch.

Vielleicht Handymusik? Er sah das leuchtende, lärmende Ding, strahlte, griff danach, steckte es in den Mund und besabberte es, wie er noch nie etwas besabbert hatte. Auf dem pickerten Telefon klebten nasse Fusseln. Dreck. Wir lieben ihn trotzdem. Unseren Wurm. (szem/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.11.2008)