Diskutierten über Lesestrategien: Helmut Schönthaler (Institut für Telekommunikation), Britta Kroker (managementbuch.de), Linde-Verlagsleiter Oskar Mennel, WdF-Generalsekretär Roland Graf, Ex-IBM-Manager Peter de Toma.

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"Zur Stärkung der Selbstverantwortung" würde sie Managern, die die aktuelle Wirtschafskrise mitverantworten, zwei Bücher verordnen, sagte Brigitte Kroker, Geschäftsführerin von managementbuch.de, bei einer Diskussion am Dienstag: "Erfolgreiche Führung gegen alle Regeln" (Marcus Buckingham, Curt Coffman, Herbert Allgeier) und "Das Prinzip Selbstverantwortung" von Reinhard K. Sprenger.

"Was bringen Wirtschaftsbücher für den Aufstieg?", lautete die Frage des Abends, die der STANDARD mit dem Linde Verlag und dem Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) gestellt hatte. Neben Kroker fanden sich ein: Helmut Schönthaler, Leiter des Instituts für Telekommunikation, Linde-Geschäftsführer Oskar Mennel, WdF-Generalsekretär Roland Graf und Peter de Toma, der lange in führender Position bei IBM tätig war.

"Sozusagen präventiv"

"Was Top-Unternehmer anders machen" (Franz Bailom, Kurt Matzler, Dieter Tschemernjak) empfahl Verleger Mennel als Managementlektüre aus seinem Haus, wogegen WdF-Generalsekretär Graf neben dem "Lob der Torheit" des Erasmus von Rotterdam Ludwig Wittgensteins "Tractatus logico-philosophicus" nannte. "Sozusagen präventiv", wie Graf zu dieser Herausforderung anmerkte, und in Anlehnung an einen bekannten Satz aus Wittgensteins Vorwort feststellte, man müsse, um über ethische Grenzen sprechen zu können, "beide Seiten der Grenze kennen".

Mit dem "Prophet" von Khalil Gibran und Antoine de Saint-Exupérys "Der kleine Prinz" meinte Schönthaler, eine neue Sicht auf das Leben vermitteln zu können, während de Toma sagte, jedes Buch sei "nur so wertvoll, wie es auch einen Werkzeugcharakter hat".

Der deutschsprachige Buchmarkt habe sich "bislang trotz vieler Krisen stabil gehalten", zeigte sich Kroker zuversichtlich. Auch die momentane Rezession "tangiert den Markt noch nicht". In ihrer Tätigkeit als Vielleserin und -rezensentin und aus ihrer Vergangenheit als Programmchefin des Campus-Verlags zeigte sie sich froh, dass viele Manuskripte, die bei Verlagen einlangen, "nicht rauskommen". Schon jetzt hätten nämlich "Leute, die Bücher schätzen", Schwierigkeiten bei der qualitativen Auswahl - und mit ihrem Zeithaushalt.

Themenbreite

Schönthaler forderte, bereits im Kindesalter den Grundstein für eine erfolgreiche Lesekarriere zu legen - die aber keinen beruflichen Erfolgsweg garantiere. Am ehesten würde das Lesen dann helfen, wenn es eine Themenbreite gewährleiste: Musik, Naturwissenschaften, Philosophie und mehr.

"Definieren Sie Suchkriterien", riet de Toma, der aber zugab, mit dieser Strategie in den letzten drei Jahren immer noch auf "rund 500 Bücher" gekommen zu sein. Mennel gab sich realistisch: Eine Karriere durch Bücher sei "maximal im Buchhandel" möglich. Dennoch gelte es, "Defizite nachzulesen oder sich auf neues vorzubereiten". Dafür seien Bücher oft wertvoller als Seminare. (mad/DER STANDARD; Printausgabe, 8.11./9.11.2008)