Berlin - Kurz vor dem 70. Jahrestag der Reichspogromnacht hat der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff mit einer Warnung vor "Pogromstimmung" gegen Manager für Empörung gesorgt. Zwar bedauerte der CDU-Politiker am Freitag seine Äußerung. Der Zentralrat der Juden akzeptierte die Entschuldigung aber nicht und legte Wulff den Rücktritt nahe.

Wulff hatte am Donnerstagabend in der N24-Talkshow "Studio Friedman" gesagt: "Ich finde, wenn jemand 40 Millionen Steuern zahlt als Person und Zehntausende Jobs sichert, dann muss sich gegen den hier nicht eine Pogromstimmung entwickeln." Nach heftiger Kritik erklärte Wulff am Freitag: "Die Verwendung des Wortes 'Pogromstimmung' bedauere ich." In der Talkshow habe er aber zu keinem Zeitpunkt die Debatte um Managergehälter in Deutschland mit der Judenverfolgung verglichen, fügte er hinzu.

"Nichts kann und darf mit der Judenverfolgung und den schrecklichen Pogromen gegen die Juden verglichen werden", betonte Wulff. In der Talkshow habe er lediglich erklärt, dass er eine generalisierende Stimmungsmache gegen hohe Gehälter in der Wirtschaft für falsch halte.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden, Stephan Kramer, erklärte in N24: "Für mich ist das keine taugliche Entschuldigung, für mich ist die Sache noch lange nicht erledigt." Er wolle Wulff nicht unterstellen, dass er es bewusst getan habe. Andererseits falle ihm schwer zu glauben, dass es eine Affekt-Handlung gewesen sei. "Ich will diesen Zwischenfall nicht dramatisieren, aber er muss sich fragen, ob er für sein Amt als Ministerpräsident geeignet ist", sagte Kramer laut "Spiegel Online". Heftige Kritik kam auch von den Linken. (APA/AP)