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Foto: Archiv

Wien - Dem "King of the B's" Edgar G. Ulmer (1904-1972), einem der großen Altösterreicher in Hollywood, widmet das Österreichische Filmmuseum von 7. bis 27. März die bisher umfassendste Ulmer-Retrospektive im deutschsprachigen Raum. Zum Start der Werkschau erscheint mit Stefan Grissemanns "Mann im Schatten" im Verlag Paul Zsolnay auch die weltweit erste Biografie über den Regisseur, der zu den einflussreichsten und zugleich verborgensten der Filmgeschichte zählt.

Werdegang

Edgar Ulmer, geboren in Olmütz, aufgewachsen in Wien und Schweden und gestorben in Woodland Hills, ist eine geheimnisumwobene Ikone der amerikanischen Filmgeschichte. Bis heute steht er im Schatten anderer bedeutender Emigranten wie Fritz Lang oder Billy Wilder. Ausgebildet bei Max Reinhardt und Friedrich Wilhelm Murnau, pendelte er in den 30er Jahren zwischen New York und Hollywood und bewährte sich dabei in den unterschiedlichsten Genres und Tätigkeiten - als Synchronregisseur, Drehbuchautor, Dokumentarist und Regisseur. Mit dem Horrorfilm "The Black Cat" nach E. A. Poe landete er 1934 seinen ersten und einzigen regulären Studioerfolg.

Zwischen 1942 und 1946 war Ulmer der "Starregisseur" des ärmlichsten Filmstudios der Welt, PRC, und inszenierte dort mit Minimalbudget und in minimaler Drehzeit mehrere Meisterwerke des B-Films: Streifen wie "Bluebeard", "Strange Illusion", "Detour", "The Stange Woman" oder "Ruthless" stellen Ulmers ganz persönliche Ausprägung des Film noir dar. Bis in die 60er Jahre drehte er u.a. mit Boris Karloff, Hedy Lamarr und Jean-Louis Trintignant an die 50 Spielfilme - schwarze Krimis und mystische Western (wie "The Naked Dawn"), philosophische Science-Fiction-Parabeln, Lehrfilme und jiddische Musicals. Kinomythen ranken sich um seine Arbeiten ebenso wie um das Leben ihres Schöpfers, der ein Frauenfreund, universell gebildeter Künstler und leidenschaftlicher Moralist war.

Neue Biografie

Arianne Ulmer Cipes, die Tochter des Regisseurs, wird anlässlich der Retrospektive Wien besuchen und gemeinsam mit Stefan Grissemann und dem New Yorker Ulmer-Forscher Noah Isenberg einige Filme einleiten. Im Rahmen der Eröffnung am 7. März (mit "The Black Cat") wird auch Grissemanns Ulmer-Biografie präsentiert, die den Auftakt zu einer gemeinsamen Kino-Reihe des Verlags mit dem Filmmuseum bildet. So soll 2004 ein Band über Peter Lorre erscheinen, bereits kommenden Mai eine Publikation über "Das Singen und Tanzen im Film".

Ansätze für die Wiederbelebung der spezifischen Form des B-Pictures zeigt das Filmmuseum in der Reihe "Geschichte(n) des Kinos" mit drei Arbeiten von Abel Ferrara, darunter zwei Filme mit der jung verstorbenen Autorin und Schauspielerin Zoe Lund ("Ms 45/Angel of Vengeance", 1982, und "China Girl", 1987). Die drei "Premieren des Monats" sind unterschiedliche Beispiele für zeitgenössische B-Produktion. So werden u.a. Wade Williams Ulmer-Remake "Detour" (1991) und "Wolfsburg", das neueste Werk des deutschen Regisseurs Christian Petzold, präsentiert.

Nochmals Bollywood

Der Auftakt des März-Programms im Filmmuseum ist dem zweiten Teil der Retrospektive "Bollywood Basic" (1.-6.3.) über das populäre indische Kino gewidmet. (APA)