Foto: Marleni.info

Wien - Wie hätte sich die Begegnung der beiden höchst gegensätzlichen Film-Ikonen Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl wohl abgespielt? Dieser spannenden Überlegung geht die in Hamburg lebende Schriftstellerin Thea Dorn in ihrem Theaterstück "Marleni - Preußische Diven blond wie stahl" nach. Das Stück wird am 7.März in einer Inszenierung von Leo Krischke erstmals in Österreich aufgeführt und ist zugleich der Startschuss für die Veranstaltungsreihe "Theater-Film-Dialog" im Wiener Schikaneder. Filme, Podiumsdiskussionen und ein Symposion beleuchten die beiden Frauen.

"In dem Stück treffen zwei richtige 'Monster' aufeinander. Thea Dorn macht es sich nicht einfach, betrachtet Leni Riefenstahl mit einem differenzierten Blick. Es ist eine faszinierende Vorstellung, die beiden Frauen, die einander in der Realität nie begegnet sind, gemeinsam auf die Bühne zu stellen und aufeinander loszulassen", schwärmt Krischke. Für den jungen Opern- und Theaterregisseur ist Riefenstahl "eine interessante Figur, deren Problem es war, nie zwischen Form und Inhalt zu unterscheiden, die von einem hohen ästhetischen Anspruch ausgegangen ist und den Sinn der Kunst immer in der Form gesehen hat".

Gealterte Marlene

Die Schauspielerin Charlotte Kaunzner schlüpft in die Rolle des gealterten blauen Engels und sieht sich vor eine große Herausforderung gestellt: "Es war sehr schwer, den Zugang zu dieser Rolle zu bekommen, ich habe ihn aber nicht über die Filme, sondern über das Lesen der Biografien gefunden. Ich erlebe meine Marlene als verschrobene und sehr kranke Frau. Das Stück bietet einen neuen Blickwinkel auf die Zeitgeschichte und zeigt, dass nicht nur schwarz-weiß gemalt werden darf, die Begegnung der beiden Diven ist durchaus reizvoll und macht beim Spielen wahnsinnig viel Spaß", gibt sich Kaunzner begeistert.

Auch die Theaterschauspielerin und "Tatort"-Kommissarin Roswitha Szyszkowitz sieht sich einer schwierigen Rolle gegenüber: "Ich habe versucht, obwohl sich die beiden Frauen aneinander messen, hier Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, die sympathischen Seiten meiner Figur zu finden und mich mit ihr intensiv auseinander zu setzen".

Filme und Diskussionen

Begleitend zu den zwölf Aufführungen von "Marleni" sind im Schikaneder fast alle Filme von Leni Riefenstahl und einige bekannte Streifen mit Marlene Dietrich zu sehen. "Triumph des Willens", "Olympia", "Tiefland" und andere werden unkommentiert gezeigt (eine Auflage von Riefenstahl), drei Symposien-Abende und Podiumsdiskussionen werden organisiert. Auch der Riefenstahl-Biograf Rainer Rother wird an der Veranstaltungsreihe teilnehmen. In der Lesung "Merkwürdige Gleichzeitigkeiten" bringen Heide Maria Hager und Sabine Hegert Ausschnitte aus den Autobiografien der beiden Frauen.

"Wir wollen das Theaterstück in eine Reihe Begleitveranstaltungen einbetten, die spannende Überlegung, Filme, Vorträge und eine Lesung zu präsentieren, hat uns gereizt. Aus 'Marleni' ist eine umfassende und viele Bereiche abdeckende Gesamtschau geworden", so Angela Eder, die Produktionsleiterin des Projektes. Eine vielseitige Auseinandersetzung mit zwei großen Frauen der Filmgeschichte, die einander nur im Theater begegnen sollten. (APA)