Wien/Paris - Air France-KLM will wieder in das Bieterverfahren um Austrian Airlines einsteigen, berichtete der ORF am Freitag. Der Vorstandsvorsitzende des Luftfahrtkonzerns, Jean-Cyril Spinetta, habe einen entsprechenden Brief an den Chef der Staatsholding ÖIAG, Peter Michaelis, geschrieben. Die Air France will deswegen wieder am Verfahren teilnehmen, weil sich die entscheidenden Bedingungen - etwa die teilweise Übernahme der AUA-Schulden durch den Staat und die Verlängerung der Fristen bis Ende des Jahres - geändert hätten. Spinetta nennt Air France "den besten potenziellen Industriepartner für die AUA und den Flughafen Wien" . Mit dem Schreiben hätten die Air France eine "strategische Duftmarke" gesetzt, zitiert die Austria Presse Agentur dazu ÖIAG-Kreise. Es handele sich nicht um "kein binding offer" . Die ÖIAG spricht derzeit mit der Lufthansa und der russischen S7. Das sind jene Airlines, die aus ihrer Sicht ein Angebot abgaben.

Alfred Junghans, AUA-Bodenbetriebsratschef und Mitglied des Aufsichtsrates, verlangt aus Haftungsgründen überhaupt eine Neuabwicklung des Verkaufsprozesses. "Ich kann die Verantwortung für eine Rückabwicklung nicht übernehmen" , sagte Junghans zum STANDARD.

"Verfahren widerspricht Richtlinien"

Auch Hannes Androsch meint, dass das laufende Verfahren, das zuletzt verlängert wurde, sowohl den nationalen wie auch internationalen Vergaberichtlinien widerspräche.
Die Erste Bank geht davon aus, dass die AUA eine Kapitalzufuhr braucht, sollte die Privatisierung platzen. Anderenfalls sei eine Insolvenz nicht auszuschließen. Der Staat sicherte zu, 500 Mio. Euro an AUA-Schulden zu übernehmen oder Kapital zuzuschießen.

In Kreisen der heimischen Koalitionsverhandler wird nach wie vor die Abwicklung des Privatisierungsverfahren mit Kopfschütteln quittiert, sowohl die Performance des AUA-Vorstandes wie auch jenes der ÖIAG werden als wenig professionell beurteilt. Sollte eine SPÖ-ÖVP-Regierung zustande kommen, gilt eine Ablöse der Verantwortlichen als ziemlich sicher. (APA, cr, szem)