Bild nicht mehr verfügbar.

Brustvergrößerung in der Disko gewinnen: Ein wenig Tauziehen, Luftballonbrüste zerbeißen und damit die Jury überzeugen - sechs Tage später geht's unter Messer.

Foto: APA/Oczeret

Die Webseite, wo frau sich für den Wettbewerb anmelden kann - über Risiken informieren die Teilnahmebedingungen nicht.

screenshot

München -  Für Empörung unter deutschen Chirurgen sorgt derzeit der Marketing-Gag einer niedersächsischen Diskothek. Unter dem Motto "Kämpfe um deinen Traum" wird unter den Besucherinnen eine Brustvergrößerung verlost, wobei die Gewinnerin in einem Wettkampf der Kandidatinnen ermittelt wird. Christian Gabka, Präsident der Vereinigung der deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgen http://www.vdaepc.de, spricht im pressetext-Interview von einem "reißerischen, nicht menschenwürdigen Vorgehen". Leidtragende der Aktion, die Konsequenzen und Risiken der Operation herunterspiele, seien sowohl die Gewinnerin des Bewerbs wie auch die ästhetische Chirurgie, die damit in ein schiefes Licht gerückt werde.

Streitpunkt ist vor allem die Form der Gewinnermittlung: Bei einem Event in der Diskothek werden zehn Kandidatinnen per Losentscheid ermittelt, die u.a. gegeneinander Tauziehen müssen. In der Vorstellungsrunde muss jede Frau den Satz "ich will neue Brüste weil" komplettieren.

Die Siegerin wird sechs Tage später für den Eingriff in Polen erwartet, verpflichtet sich zu einem Foto-Shooting für einen Flyer der Diskothek.

Schmuddelimage

"Der Bewerb vermittelt ein Schmuddel-Image, das dem Niveau eines seriösen medizinischen Eingriffs niemals gerecht wird", urteilt Gabka. Die Bedenkzeit sei für die Patientien viel zu kurz.  Weiters vermisst der Chirurg jegliche spezielle fachliche Beratung der Kandidatinnen im Vorhinein, die über Risiken des Eingriffs aufzuklären habe. So seien Komplikationen wie eine Verhärtung der Brust um das Implantat oder Wundheilungsstörungen möglich. Deren Behandlung hätte die Patientin zumindest teilweise selbst zu finanzieren. Insgesamt übe der Diskobetreiber durch den Abbau der Hemmschwellen großen Druck auf die Kandidatinnen aus. 

"Die Anzahl jährlicher Brustoperationen ist bei europäischen jungen Frauen im Steigen, auch wenn sie kaum mit den Dimensionen in den USA vergleichbar ist", so der Chirurg. Obwohl das mit der Operation verbundene Risiko gering sei, stelle der Eingriff eine Maßnahme dar, die das Leben der Betroffenen verändere. Er dürfe daher nicht durch Aktionen wie im aktuellen Fall verharmlost werden. (pte/red)