Wien - Einen Sturm der Entrüstung löste am Donnerstag der STANDARD-Bericht über die neuesten Filialschließungspläne der Österreichischen Post AG aus. 300 bis 400 Postämter könnten vor dem Aus stehen, ergaben die Recherchen.

Die Postgewerkschaft ist in Alarmbereitschaft. Wenn die Pläne so umgesetzt werden sollen, gebe es den "härtesten Widerstand, den man sich vorstellen kann", wiederholte am Donnerstag Postgewerkschaftschef Gerhard Fritz seine Aussagen im STANDARD. Er verlangte lückenlose Auskunft noch vor der Aufsichtsratssitzung am nächsten Mittwoch, erinnert die ÖIAG und die Post-Verantwortlichen dabei ausdrücklich ans Aktiengesetz. Für Donnerstag, den 13. November, sei für alle Fälle bereits eine Zentralbetriebsratssitzung einberufen. Dort werde man "weitere Maßnahmen" beraten. Ob das Streik bedeute? "Wir nehmen dieses Wort nicht in den Mund. Aber alles ist möglich."  Auch Politiker von FPÖ, BZÖ und Grünen verurteilten weitere Schließungen scharf. Der Städtebund erinnert die Post ans Gesetz, laut dem die Gemeinden vor einer Schließung informiert werden müssten.

Kein Kommentar von der Post

"Wir evaluieren das Filialnetz jährlich" , ließ Post-Sprecher Marc Zimmermann wissen, wollte aber zu den Zahlen keine Stellung nehmen. Lediglich die Schließung von 25 Postämtern bis Ende des Jahres wurde bestätigt.  Davon weiß Postgewerkschafter Fritz aber auch nichts. Er wirft den Post-Verantwortlichen weiters "Geschäftsschädigung" vor. Die Schließung von Postämtern brächte auch einen millionenschweren Provisionsentfall. In der Finanzkrise wäre eine Ausdünnung des Poststellennetzes kontraproduktiv. Mit der Bank hat die Post einen Vertrag bis 2015 über die Mitbenutzung der Postämter. Die Post ist an der Bawag-PSK mit fünf Prozent beteiligt (Hauptaktionär ist der US-Fonds Cerberus). Für das Jahr 2006 wurden 96 Mio. Euro, im Jahr 2007 92 Mio. Euro Provisionen kassiert.

Verhindern kann der Finanzpartner die Schließungen nicht, "die müssen uns nicht fragen" , sagen Bawag-Funktionäre. Aber man rede selbstverständlich mit, werde der Post "sicher sagen, dass sie sich den scharfen Schnitt gut überlegen soll".Da es für die Schließungen noch keine Organbeschlüsse gebe, könnte sich vielleicht noch was ändern. Fakt ist, dass die seit 2005 erfolgten rund tausend Schließungen auf das Finanzdienstleistungsgeschäft keinen Einfluss hatte.

Maßgeblichen Anteil daran hatten freilich die 200 mobilen Finanzberater der Post. Sie kommen ins Haus, zahlen Geld aus, eröffnen Sparbücher, schließen Verträge ab und nehmen Einzahlungen an. Diese Dienste will die Post ausbauen, dem Vernehmen nach soll die Zahl auf 300 erhöht werden. (APA, ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.11.2008)