1600 Milliarden Dollar nötig, um Straßen, Brücken, Stromnetze in Schuss zu bringen
Bröselnde Brücken, bröckelnde Bauten, lecke Dämme und Stromleitungen, die an ein Dritte-Welt-Land gemahnen und nicht an die Vereinigte Staaten von Amerika. Die großen Investitionen in die Lebensadern der USA liegen Jahrzehnte zurück. Um Straßen, Flughäfen und Leitungen wieder in Schuss zu bringen, müsste die Regierung in den nächsten fünf Jahren rund 1600 Mrd. Dollar (1224 Mrd. Euro) ausgeben, sagt der Verband der US-Bauingenieure.

Während des Wahlkampfs zeigte nur eine Partei den Willen, dies zu tun - die Demokraten mit Barack Obama an der Spitze. Sein Gegner im Wahlkampf um das Präsidentenamt, John McCain, hat staatliche Investitionsprogramme stets strikt von sich gewiesen. Das sei eine "Verschwendung von Steuergeld", hatte er wiederholt gesagt. In kaum einer Wahlkampfrede verzichtete McCain auf Tiraden gegen die 320 Mio. Dollar teure "Brücke ins Nirgendwo". Die Brücke sollte eine Insel mit 50 Einwohnern in Alaska mit dem Festland verbinden; das Projekt wurde in letzter Sekunde gestoppt.

Obama hingegen hat wiederholt von einem staatlichen Investitionsfonds gesprochen, der mit 60 Mrd. Dollar ausgestattet werden soll. Auch lehnte er die Idee seines republikanischen Gegners ab, Autofahrern wegen der hohen Spritpreise die Benzinsteuer zu erlassen. Die Steuer fließt in den Aufbau und Erhalt der Bundesstraßen. Fiele sie weg, fehlten jeden Monat rund drei Mrd. Dollar, hat der Verkehrsausschuss des Repräsentantenhauses errechnet.

Nicht nur die Highways, fast alle Straßen sind in einem schlechten Zustand. Die Universität von Texas hat in einer Studie konstatiert, dass US-Autofahrer Jahr für Jahr 4,2 Mrd. Stunden in Staus verbringen und dabei elf Mrd. Liter Benzin verschwenden. Sie haben derzeit kaum Alternativen. Es gibt kaum einen funktionierenden öffentlichen Personennahverkehr. (stro, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 06.11.2008)