Bild nicht mehr verfügbar.

Nach dem Konsum von "Pokemon" wurde hunderten japanischen Zuschauern, zumeist Kindern, speiübel.

Foto: AP

Wien – Drei Serien, zu denen Udo Jürgens das Titellied sang? "Tom und Jerry", "Der Sonne entgegen" und "Es war einmal der Mensch". Oder, schwieriger: Fernsehermittler, die während ihres Einsatzes starben? Neben Richie Moser (Tobias Moretti, "Kommissar Rex") und Erwin Köster (Siegfried Lowitz, "Der Alte") zählen die Autoren Michael Reufsteck und Stefan Niggemeier weitere zwanzig auf.

Und so weiter: Rund 150 Listen dieser Art bestückten die beiden im Buch "Zapp" (Egmont, 10,30 Euro) mit dem, was Bildungsbürger gern und abfällig "sinnloses Wissen" schimpfen. Ein schwerer Fehler, wie sich wieder zeigt. Reufsteck und Niggemeier halten lediglich der Gesellschaft den Spiegel vor, als den man Fernsehen bezeichnen könnte.

Gefährliche Nebenwirkungen

Sicher, vieles davon lässt sich im Kuriositätenkabinett abstellen, was freilich nichts am Unterhaltungswert ändert: Unter "5 gefährliche Nebenwirkungen des Fernsehens" führen die Autoren unter anderem japanische Zeichentrickanimation an:

"Mehrere hundert Menschen, überwiegend Kinder, mussten 1997 in Japan mit Übelkeit und Sehstörungen in Krankenhäuser eingeliefert werden, nachdem sie Folge 38 der Kinder-Zeichentrickserie ,Pokemon' gesehen hatten. Vermutlich war der für vier Sekunden – während einer 'Impfbomben'-Explosion – farbig flimmernde Bildschirm der Auslöser. In den USA wurde dieser Stroboskopeffekt, der bei dafür veranlagten Menschen Anfälle auslösen kann, daraufhin entschärft."

Lieber fernsehen

FAZ-Journalist Niggemeier und Blogger Reufsteck zählten bereits im 2005 erschienenen "Fernsehlexikon" Sendungen von "Ally McBeal" bis zur "ZDF-Hitparade" auf: "Für alle, die eigentlich lieber fernsehen." Viele Listen bieten auf Fernsehfreaks zugeschnittenes Spezialwissen: Nicht jeder muss schließlich Namen von "28 Fernsehpferden" und "28 Fernsehhunden" aufsagen können. Manch einer bleibt aber vielleicht bei "23 Fällen von Schleichwerbung" hängen und erfährt, dass die Sündenfälle in Deutschland 1955 begannen: Der in jener Zeit in Fernsehküchen gern zubereitete Rumtopf hatte zumindest in der Sendung "Bitte in 10 Minuten zu Tisch" den Hersteller, die Rumfirma Pott, zum versteckten Auftraggeber. "93-mal in einer Gesamtlänge von 13 Minuten im Bild" sahen Zuschauer Jahre später Thomas Gottschalks Gummibärchen in "Wetten, dass...?".

Die Listen bringen einige schöne Fundstücke zutage: "Schlimme Übersetzungsfehler bei den ,Simpsons'", etwa: Aus "I will not surprise the incontinent" wurde auf Deutsch: "Ich darf die Unkeuschheit nicht überrumpeln." Keine Übersetzungsfehler gab es bei "10 freundliche House-Mitteilungen von Dr. House": "Jede Minute, die wir einander nicht lieben, weint sicher wieder ein Möpschen eine bittere Träne." Man sieht den grimmigen Doktor vor sich.

Kerner als Nachteil gegenüber Büchern

Dazwischen bahnt sich blinder Kalauer den Weg, doch nicht der schlechteste: Wenn unter "Nachteilen des Fernsehens gegenüber Büchern" kommentarlos ZDF-Moderator Johannes B. Kerner angeführt ist. Oder wenn unter "5 Quersummen bekannter Sendungstitel" sechs (aus "24") und zwei (aus "Die Zwei") genannt werden, dann deutet deren Entstehung auf eine Eingebung hin, die Seiten später in geänderter Form wieder auftaucht: "Sendungstitel, auf die man nur betrunken kommen kann." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 5.11.2008)