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Auch Gießereibetriebe, sagten Experten bei einer Enquete in Wien, müssten innovativ sein, um am Markt bestehen zu können. Radikale Innovation könne man von ihnen nicht erwarten.

Foto: APA/dpa/Patrick Pleul

Die Wirtschaft kann auf ein Rückgrat wie Klein- und Mittelbetriebe gerade in Zeiten wie diesen nicht verzichten. Darüber war man sich am Montagabend im Wiener TechGate einig. Ihr Motor ist wie bei den Großen die Innovation, wie die Verleihung des "Kooperationspreises" in diesem Rahmen zeigte. Der oberösterreichische Preisträger Leitl-Spannton entwickelte gemeinsam mit dem Bautechnischen Institut Linz ein neues Klebeverfahren für vorgefertigte Ziegeldecken. Dass nicht alles Mist ist, was aus dem Stall kommt, beweist die Kärntner RTS Trocknungstechnik. Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Chemie und Tech-nik schaffte es das Miniunternehmen, aus Pferdemist Heizener-gie zu gewinnen. Was die Preis-träger eint, ist die Tatsache, dass sie ihre Ideen mit Forschungspartnern der vom Wirtschaftsministerium unterstützten Austrian Cooperative Research (ACR) umsetzten.

KMUs sind innovativ, lautete das Credo von ACR-Präsident Martin Leitl, an das sich in einer Diskussionsrunde die Frage anschloss: Wie kann Neues in Betrieben entstehen, die von einer Kreativabteilung weit entfernt sind, und ist die Förderlandschaft auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten? Mit dem Schmiermittel für Innovation hapert es nach Ansicht der Diskutanten an unterschiedlichen Ecken und Enden. WKÖ-Vizepräsident Richard Schenz sieht den Zugang zum Kapitalmarkt als Voraussetzung für Erfolg. KMU-Fonds, Abschaffung der Gesellschaftssteuern und Kreditvertragsgebühren stehen auf seiner Ergänzungsliste für das Konjunkturpaket der Regierung. Gerhard Riemer von der Industriellenvereinigung glaubt an höhere Forschungsprämien sowie mehr steuerliche Begünstigungen und will "nicht die Großen gegen die Kleinen ausspielen."

Bündelung von Förderungen

Staatssekretärin Christine Marek vom Wirtschaftsministerium lobt Initiativen wie den Innovationsscheck, wodurch Wirtschafts- und Infrastrukturministerium Forschung im KMU-Bereich unterstützen. Sie plant eine Systemevaluierung und zeigt Verständnis für den Wunsch nach Bündelung der Förderkompetenzen. Was sie auch sieht: Es muss mehr (risikoreichere) Produktinnovation gefördert werden.

ACR-Vizepräsident Michael Zimmermann weiß aus der Praxis, dass traditionelle Unternehmen wie "ein ganz normaler Gießereibetrieb" mit radikalen Innovationen nichts am Hut habe und dennoch innovativ sein müsse. "Wenn man ein Produkt billiger und schneller anbieten kann oder die Qualität verbessert, dann ist das nicht radikal und von Forschung und Entwicklung weit entfernt." Zu bewältigen seien diese Anforderungen nur mit Forschungspartnern, die rasch Lösungen liefern.

Genau jene Partner - 17 Forschungseinrichtungen unter dem ACR-Dach, darunter die Holzforschung oder die KMU Forschung Austria - befürchten ab 2010 eine Forschungsförderung, "die unsere Bedürfnisse vollkommen ignoriert" .

Die bisherige Förderung von sechs Prozent des ACR-Gesamtumsatzes laufe 2009 aus. Obwohl man gemessen am Umsatz je Mitarbeiter "mehr als das Doppelte an Forschungsleistungen" erbringe, als etwa die Austrian Research Centers (ARC), erhalte man "nicht einmal 6,14 Prozent" von deren Förderungen.

Angst vor Finanzloch

Die Angst geht um, dass man auch darum kämpfen muss. "Was mich erschüttert - zwei Großparteien haben im Programm: je grundlagennäher die Forschung, desto höher die Finanzierung" , so ACR-Vize Zimmermann. Gefordert werden in einem Positionspapier, das anlässlich der Regierungsbildung an die fünf Parlamentsparteien erging, "leistungsorientierte Finanzierung" und die "Konzentration der Zuständigkeiten für die angewandte Forschung" in einem Ressort.

Die Gründung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG sei ein "erster Schritt in die richtige Richtung" gewesen. Den "notwendigen Fortschritt" für KMUs habe er noch nicht gebracht. (Regina Bruckner/DER STANDARD, Printausgabe, 05.11.2008)