New York - In elf US-Staaten haben die Wähler am Dienstag besonders viel zu tun: Sie treffen nicht nur ihre Entscheidungen zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten und zum Kongress, sondern wählen auch den Gouverneur ihres Heimatstaates. Das Augenmerk richtet sich dabei besonders auf drei Staaten mit knappen Mehrheitsverhältnissen: Indiana, North Carolina und Washington.

Die Gouverneure haben im Alltagsleben der Amerikaner oft eine größere Rolle als die Bundesregierung in Washington - etwa in der Schulpolitik, im Hochschulwesen oder bei der Gesundheitsversorgung.

Die Wahlen am Dienstag sind ein Auftakt für 2010, wenn in 36 US-Staaten neue Gouverneure zu wählen sind. Danach steht auch die Neufassung der politischen Landkarte der USA an, bei der die Gouverneure eine wichtige Rolle spielen: Alle zehn Jahre werden die Kongressbezirke neu bestimmt, wobei die Ergebnisse der neuen Volkszählung einbezogen werden.

Demokraten: 28 - Republikaner: 22

Bisher stellen die Demokraten 28 der 50 Gouverneure, die Republikaner 22. Diese Mehrheit besteht aber erst seit 2006. Entsprechend aufmerksam wird jetzt verfolgt, ob die Demokraten diese Position behaupten können.

In Washington, dem Pazifikstaat im Nordosten der USA, kommt es zur Neuauflage des Rennens zwischen der demokratischen Amtsinhaberin Christine Gregoire und dem Republikaner Dino Rossi. Vor vier Jahren gewann Gregoire mit gerade mal 133 Stimmen - dem knappsten Ergebnis in der Geschichte der amerikanischen Gouverneurswahlen. Erst nach zwei Nachzählungen und einem Gerichtsverfahren stand der Sieg für Gregoire fest. Der Wahlkampf war geprägt von bitteren Attacken zwischen beiden Seiten. In der vergangenen Woche musste Rossi zudem unter Eid zu Vorwürfen aussagen, er habe einen wichtigen Spender auf illegale Weise unterstützt.

North Carolina: Demokraten unter Druck

In North Carolina haben die Demokraten eigentlich eine lange Tradition von Gouverneuren. Wenn es jetzt zur Neubesetzung des Amts kommt, sieht sich die bisherige stellvertretende Gouverneurin ("Lieutenant Governor") Beverly Perdue mit dem unerwartet starken Herausforderer Pat McCrory konfrontiert. Der Bürgermeister der Kleinstadt Charlotte präsentiert sich als Problemlöser ohne Bindung an bestimmte ideologische Positionen. Eigentlich ist North Carolina ein eher republikanisch gesinnter Staat. Den Gouverneur konnte die Partei in diesem Staat aber nur über zwölf Jahre hinweg stellen. Am Wahltag wird es möglicherweise entscheidend sein, ob die erwartete hohe Zahl von Stimmen für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Barack Obama auch seiner Parteifreundin Perdue zugute kommen.

Diese Konstellation besteht auch in Indiana, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen. Hier setzt die demokratische Politikerin Jill Long Thompson den republikanischen Amtsinhaber Mitch Daniels unter Druck. Long Thompson hat zwar nicht viel Geld für den Wahlkampf gehabt, trat aber zusammen mit Obama auf. Und in Indiana ist nach dem Verlust von 20.000 Arbeitsplätzen in diesem Jahr die Wirtschaftskrise ein besonders drängendes Thema.

Selbst wenn die Demokraten künftig nicht mehr den Gouverneur in Washington und North Carolina stellen sollten, so haben sie doch gute Chancen auf einen Sieg in Missouri, wo der Generalstaatsanwalt dieses Staates, Jay Nixon, deutlich vor dem republikanischen Abgeordneten Kenny Hulshof liegt. Hier wurde die Wahl erforderlich, weil der bisherige republikanische Amtsinhaber Matt Blunt überraschend zurückgetreten ist.

Starke Parteilose

In Vermont sieht es hingegen so aus, dass der republikanische Amtsinhaber Jim Douglas zum vierten Mal für eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt wird. Douglas führt deutlich vor der demokratischen Herausforderin Gaye Symington. Eine zweite Frau, die parteilose Aktivistin Anthony Pollina, ist in den Umfragen aber überraschend stark, so dass Douglas die absolute Mehrheit verfehlen könnte. In diesem Fall müsste dann das Parlament von Vermont den Sieger bestimmen.

Auf eine Wiederwahl steuern die demokratischen Amtsinhaber in New Hampshire und West Virginia zu. Auch in Delaware, wo Ruth Ann Minner nicht ein weiteres Mal kandidieren konnte, bleibt der Gouverneurssitz voraussichtlich bei den Demokraten, die mit Lee Markell einen aussichtsreichen Kandidaten aufgestellt haben.

In Montana liegt der demokratische Amtsinhaber Brian Schweitzer klar vor seinem Gegenspieler Roy Brown. Siege der republkikanischen Amtsinhaber werden in North Dakota und Utah erwartet. (APA/AP)