Wien - Bundespräsident Heinz Fischer wird in Begleitung von Frau Margit Fischer sowie einer Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation von kommendem Sonntag bis Dienstag einen Staatsbesuch in Jordanien absolvieren. Fischer wird unter anderen mit König Abdullah II. und Königin Rania, Premierminister Nader al-Dahabi und dem Parlamentspräsidenten zu Gesprächen zusammentreffen. Weiters wird der Bundespräsident an der Eröffnung von österreichisch-jordanischen Wirtschaftsforen in Amman und Akaba teilnehmen.

Bei den Gesprächen Fischers wird die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten im Vordergrund stehen, bei der dem jordanischen König eine wichtige Rolle zukommt. Der Bundespräsident will auch die verschiedenen Konfliktherde in der Region, darunter Libanon, Iran oder Irak, ansprechen, wie sein Sprecher Bruno Aigner der APA mitteilte. Angesichts Österreichs Übernahme eines Sitzes als nicht ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat am 1. Jänner 2009 sollen zudem UNO-relevante Themen erörtert werden.

Jordanisches Interesse an Umwelttechnologie

Bei den Wirtschaftsgesprächen wird das jordanische Interesse an Umwelttechnologie zum Tragen kommen. So bietet sich aufgrund der starken Sonneneinstrahlung in dem Wüstenstaat der Bau von Solarkraftwerken zur Deckung des Energiebedarfs an. Zu den Problemen des Landes zählen die Wasserknappheit und die Abhängigkeit von Energieimporten.

Das rund 6,2 Millionen Einwohner zählende Königreich, mit einer Fläche von 89.342 km2 etwas größer als Österreich, ist seit Jahrzehnten am Westen orientiert und mit den USA verbündet. 1994 unterzeichneten Jordanien und Israel einen Friedensvertrag. Zwischen Amman und der EU besteht ein Assoziierungsabkommen.

Rund 60 Prozent der Bevölkerung stammen von den etwa 800.000 Palästinensern ab, die seit der Staatsgründung Israels nach Jordanien geflohen waren. In den letzten Jahren hat das Land fast eine Million irakische Flüchtlinge aufgenommen.

Nach der letzten Parlamentswahl beauftragte König Abdullah im November 2007 den Verwaltungsexperten Dahabi mit der Regierungsbildung. Der ausgebildete Ingenieur war zuvor Kommissar für die Sonderwirtschaftszone von Akaba.

Mit einem umfassenden, an den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) orientierten Reformprogramm versucht die Regierung, die verbreitete Armut, hohe Arbeitslosigkeit und Inflation in den Griff zu bekommen.

Arbeitsbesuch in Österreich

Bei der letzten Wahl hatten königstreue Kandidaten erneut die Mehrheit der 110 Sitze des Abgeordnetenhauses gewonnen. Die Islamische Aktionsfront (IAF), die einzige Oppositionspartei von Bedeutung, kam nur auf sechs Sitze. Bei der Wahl 2003 hatte die Partei, die als politischer Arm der Muslimbrüder gilt, noch 17 Sitze errungen.

Das jordanische ("haschemitische") Königshaus führt seine Ursprünge auf Hashim ibn Abd al-Manaf, den Urgroßvater des Propheten Mohammed, zurück. Nach dem Tod seines Vaters Hussein 1999 bestieg Abdullah II. den Thron. Seine attraktive, aus palästinensischer Familie stammende Frau Rania engagiert sich unter anderem für Belange der Frauen und Kinder.

Im April hatte König Abdullah einen Arbeitsbesuch in Österreich absolviert und dabei den Bundespräsidenten nach Jordanien eingeladen. Der haschemitische Monarch kommt mit seiner Familie regelmäßig zu Winterurlauben in die Arlberg-Region. 2001 hatte der damalige Bundespräsident Thomas Klestil das Königreich besucht. Zwei Jahre davor hatte Klestil in Amman an den Beisetzungsfeierlichkeiten für Abdullahs Vater, König Hussein, teilgenommen. (APA)