Frankfurt/Main - Deutschlands reichste Frau Susanne Klatten ist Opfer einer Millionen schweren Erpressung geworden. Das sagte ein Sprecher Klattens am Samstag und bestätigte damit einen Bericht der "Bild am Sonntag". Zuvor hatten mehrere Zeitungen berichtet, die verheiratete Milliardärin und Mutter von drei Kindern sei mit kompromittierenden Videos von Treffen mit einem Schweizer Staatsbürger erpresst worden.

Der Sprecher der BMW-Großaktionärin, Jörg Appelhans, sagte: "Frau Klatten hat bereits im Jänner 2008 Strafanzeige wegen Betrugs und Erpressung bei der Staatsanwaltschaft München gestellt." Klatten habe sich dazu entschieden, weil sie erkannt habe, dass die Beziehung zu dem Mann einen ausschließlich kriminellen Hintergrund gehabt habe. "Das Ziel war von Anfang an, sie zu betrügen und Geld zu erpressen", wird der Sprecher zitiert.

"Völlig abwegig"

Zum Tathergang teilte der Sprecher weiter mit: "Die Erpressungen mit Bildern von gemeinsamen Begegnungen haben im Herbst 2007 begonnen. Zunächst forderte der Erpresser ein Darlehen über mehrere Millionen Euro, später versuchte der Täter eine weit höhere Summe zu erpressen." Klatten habe "konsequent und ohne Rücksicht auf die für sie unangenehmen öffentlichen Folgen Anzeige erstattet". Die daraufhin aufgenommenen Ermittlungen hätten zu einer Festsetzung des Täters geführt.

Zu dem Verdacht, bei der Erpressung sei es auch darum gegangen, dass die Mafia Einfluss auf die BMW-Führung bekommen wollte, erklärte der Sprecher: "Das ist völlig abwegig. Die Forderungen des Täters bezogen sich ausschließlich auf Geldzahlungen."

Wie die Onlineausgabe der "Süddeutschen Zeitung" berichtete, wurde die 46-Jährige über Monate hinweg mit Filmen von ihren erotischen Zusammenkünften mit einem Schweizer Gigolo erpresst. Das Umfeld der Quandt-Familie habe bestätigt, dass es laufende Ermittlungen nach einer Anzeige Klattens gebe. Vorher seien 7,5 Millionen Euro an das Netz italienisch-schweizerischer Erpresser geflossen, das jedoch immer mehr Geld gefordert habe.

Ein Sprecher der Münchner Staatsanwaltschaft bestätigte der AP am Wochenende, dass es ein Ermittlungsverfahren gebe und dass der beschuldigte Schweizer sich seit einigen Monaten in Haft befinde. Neben Klatten wurden laut "Süddeutscher Zeitung" auch mehrere ihrer Freundinnen erpresst, die jeweils bis zu drei Millionen Euro entrichteten. Nachdem sich Klatten an die Ermittlungsbehörden gewandt habe, sei einer der Erpresser festgenommen worden. Ein Teil des Erpressungsgeldes konnte gesichert werden, die Filme seien bisher noch nicht aufgetaucht.

Susanne Klatten ist Großaktionärin von BMW, an deren Wertpapieren sie zusammen mit Mutter Johanna und Bruder Stephan 46 Prozent hält. Sie ist Hauptaktionärin des Altana-Konzerns. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 13 Milliarden Dollar rangiert Klatten unter den bestverdienenden und erfolgreichsten Wirtschaftsgrößen und gilt als reichste Frau Deutschlands. (APA/AP)