Pianist Bobo Stenson brilliert in der traditionsreichen Form des Trios.

Foto: Newald

Wenn man so überlegt - die Drei ist eigentlich eine wichtige Zahl im Jazz. Es lässt sich die typische Art der synkopierten Phrasierung als eine triolenorientierte beschreiben, wobei ja die mittlere der drei Noten ausgelassen wird. Und auch bezüglich der Besetzung ist ein Trio immer schon eine wesentliche Form gewesen, die bis heute Instrumentalisten fasziniert. Pianisten wie Oscar Peterson, Bill Evans und natürlich Keith Jarrett haben in dieser Konstellation Wundersames geleistet. Auch aktuell kommt Entsprechendes nach, denn es ermöglicht das Trio ein hohes Maß an Individualität, Freiheit und Kommunikation.

Nehmen wir etwa den schwedischen Pianisten Bobo Stenson. Der dem Label ECM schon seit Ewigkeiten Verbundene, der folglich auch mit Jan Garbarek, Tomasz Stanko und Charles Lloyd schöne Improvisationstunden beschert hat, verstrickt sich gerne in Dreiergespräche. Auf "Cantando" (ECM) - zusammen mit Anders Jormin (b) und Jon Fält (dr) - setzt er auf jene für ihn typische Beschaulichkeit und langsame Entwicklungen von Energie. Hilfreich als Substanzgeber sind sein delikater Klavierklang und die Klarheit seiner Gedanken. Wenn er in Fahrt kommt, tritt auch seine Fähigkeit zu raffiniert angelegter, an Bebop gemahnender Melodik zum Vorschein.

Auch die junge deutsche Szene trifft sich im Trioraum: Cellist Jörg Brinkmann (im Jazz nun wahrlich ein seltenes Instrument), Oliver Maas (p) und Dirk-Peter Kölsch (dr) leisten sich auf "Ha!" (ACT/Edel) einen Rundgang durch die Musikgeschichte. Von Walzerironie bis Freejazz ist da allerlei dabei - auch Jazzrock mit ulkiger Geräuschzwischenrede, Hardbop und Eklektisch-Barockes. Beachtliche Vielfalt, intelligent organisiert. So vielseitig geht es Pianistin Maria Kannegaard nicht an. Auf "Camel Walk" (Jazzland/Universal) frönt die Dame aus Kopenhagen ihrer Zuneigung zur beharrlichen Pattern-Wiederholung. Der Zweck des Ganzen ist aber Intensität und Kantigkeit. Und dies gelingt. Zwischendurch wird es quasi gesanglich, romantisch, Improvisation wird eingesetzt, aber eher sparsam. (Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.10./1.11./2.11.2008)