Schach in Österreich: Schachbund Präsident Jungwirth in Gelb beim Sport.

Foto: Österreichischer Schachbund

Wien - Schach darf sich in Österreich als Sport bezeichnen und das seit 2005. Bis dahin führte der rot-weiß-rote Schachbund einen langen Kampf. 1977 erkannte die Bundessportorganisation an, dass Schach zumindest als außerordentliches Mitglied einzustufen sei. Für den Präsidenten des Schachverbandes Karl Jungwirth war die vollwertige Anerkennung eine überfällige Entscheidung. "Ein wenig hinterweltlerisch war dieser ganze Prozess schon", sagt Jungwirth, "immerhin sind wir nach der FIFA der zweitgrößte Sportverband der Welt".

Sport, Kunst und Wissenschaft

Es wird geschwitzt, gezittert und das Adrenalin spielt häufig mit: Schach verfügt über viele Merkmale, die als Eigenheiten populärer Sportarten bekannt sind. "Die Leute glauben, Sport muss hochgradige Bewegung sein. Die Belastung im Schach ist aber genau so hoch, wie in vielen anderen Sportarten auch. Dass man nicht nur herum läuft und hüpft ist richtig, andererseits geht der Puls mit und man verliert bei längeren Turnieren an Gewicht", erklärt Jungwirth. Regelmäßig treffen die besten Spieler bei Turnieren aufeinander, in Mannschafts- und Einzelbewerben werden die Schach-Verhältnisse in Österreich neu hergestellt. Der obersten Bundesliga folgen drei Regionalligen, gespielt wird in jedem Bundesland. "Vor den Wettkämpfen herrscht eine freundliche Atmosphäre, man kennt sich, sobald die erste Uhr tickt, herrscht Stille und der Denksport beginnt", beschreibt Jungwirth die Turniere.

Neben den sportlichen Eigenschaften, die Schach zugeschrieben werden, spielen auch künstlerische sowie wissenschaftliche Ansprüche eine Rolle. "Die Phantasie ist einer der wichtigsten Faktoren im Schach. Der Spieler sieht Filme im Kopf und muss quasi Visionen der Spielzüge ablaufen lassen", so der Präsident des Schachbundes. Das Spiel als eigene Wissenschaft, stützt sich auf zahlreiche Strategien, Taktiken und Theorien.

Kaffee als Doping

Blutdoping ist im Schach kein Thema. Der anerkannte Sport hat sich aber an die allgemein gültigen Dopinglisten zu halten. Kontrollen finden stichprobenartig statt. Streng kontrolliert wird der Konsum von Alkohol, Rauchwaren und Kaffee. "Das Bild alter Männer, die in dichtem Zigarrenrauch schachspielen, hat im Leistungsschach nichts verloren. Bei großen Turnieren gilt zusätzlich die Empfehlung nicht mehr als acht Tassen Kaffee zu trinken" erklärt Jungwirth. Auch Beruhigungsmittel sowie Medikamente zur Konzentrationsförderung seien im Schach kein häufiges Problem. 2007 gab es den ersten Dopingfall. Die Wienerin Monika Galambfalvy verweigerte als Dritte der Staatsmeisterschaften 2005 einen Test, sie wurde für zwei Jahre gesperrt.

Träume von Olympia

Eine rein elitäre Sache ist Schach schon lange nicht mehr. Als Arbeitersport genoss das Spiel ab den 1920er Jahren große Popularität. "Es ist ein Irrglaube zu denken, dass man außergewöhnlich intelligent sein muss, um ein großer Schachspieler zu sein", so Jungwirth. Das Internet hat sich als geeignete Plattform bewiesen, um große Schachturniere leichter mitzuverfolgen. Die Beliebtheit des Sports wächst vor allem in China und Indien, der Heimat des neuen Weltmeisters. Der Präsident des Österreichischen Schachbundes träumt von einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen, "vielleicht schon in vier Jahren", hofft Jungwirth. (Simon Hirt, derStandard.at, 30.10.2008)