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foto: apa/techt

Nürnberg/Wien - Der deutsche Grundig-Konzern hat am Freitag einen Pressebericht über das drohende Scheitern der Kaufverhandlungen mit dem taiwanesischen Elektronikkonzern Sampo dementiert. Die Verhandlungen liefen weiter auf Hochtouren, sagte Grundig-Sprecher Holm Kilbert auf Anfrage. "Wegen der komplizierten Materie gestalten sich die Verhandlungen aber schwierig", räumte Kilbert ein. Der Zeitplan für den Einstieg der Taiwanesen bei dem deutschen Traditionsunternehmen habe deshalb nicht ganz eingehalten werden können.

Der Vorstand verhandle mit großer Intensität, um den bereits vor einigen Wochen im Grundsatz vereinbarten Kauf perfekt zu machen. Dabei werde Grundig von seinen Banken konstruktiv unterstützt, unterstrich Kilbert. Angaben zu den kritischen Punkten bei den Verhandlungen lehnte der Grundig-Sprecher ab. Auch zu immer wieder aufgetauchten Gerüchten, Sampo bestehe vor dem endgültigen Vertragsabschluss auf dem Abbau weiterer Arbeitsplätze, wollte Kilbert keine Angaben machen.

Die "Financial Times Deutschland" (FTD) hatte in ihrer Freitagausgabe berichtet, die Verhandlungen über einen Sampo- Einstieg stünden vor dem Scheitern. Man habe sich auf wichtige Details nicht einigen können, berichtete das Blatt unter Berufung auf Konzernkreise. Sampo habe inakzeptable Forderungen gestellt.

Grundig hatte sich Ende des vergangenen Jahres mit Sampo im Grundsatz auf einen Einstieg der Asiaten geeinigt. Einzelheiten sollten aber noch vereinbart werden. Der Sampo-Konzern gilt als einer der führenden Elektroniklieferanten in Asien. Von der Partnerschaft erhoffen sich beide Unternehmen die Erschließung neuer Märkte. Grundig geht für 2002 bei einem Umsatz von knapp 1,2 Milliarden Euro von einen Verlust von 75 Millionen Euro aus. Das Unternehmen ist seit Jahren auf Bankkredite abgewiesen.

Die Zukunft des Wiener Grundig-Werks in Meidling, das noch mehr als 700 Mitarbeiter beschäftigt, ist weiterhin offen. Sampo hatte einen Einstieg bei der deutschen Grundig an die Bedingung geknüpft, die Wiener TV-Gerätefertigung nicht mit übernehmen zu müssen, womit das Werk plötzlich "in der Luft hing". Im Dezember 2002 hatte sich dann der österreichische Industrielle Mirko Kovats (Emco Hallein, ATB Spielberg, AE&E Graz) bereit erklärt, das Grundig Austria-Werk fortzuführen. Inzwischen scheint es sich aber bei den Endverhandlungen zu spießen, und eine Rettung des TV-Gerätewerks bleibt weiterhin in Schwebe. Kovats hatte zuletzt von einem Verbot gesprochen, Produkte aus Wien an Dritte (außer Grundig) verkaufen zu dürfen, Grundig hatte daraufhin eine solche "einschränkende Bestimmung" dementiert. Erst zuvor hatte es für Grundig Austria rosiger ausgesehen, als die Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) sich zu einem Forderungsnachlass - die Rede war von 20 bis 30 Prozent bereit erklärt hatte.

Aus Wiener Grundig-Kreisen war heute Freitag nachmittag keine Stellungnahme über die aktuelle Situation zu erhalten. (APA/dpa)