Wien - Fällt das Wort "Universalgelehrter", denkt man unwillkürlich an Leonardo da Vinci: Zu seinen Lebzeiten (1452 bis 1519) pflegte das Renaissance-Genie sowohl seine künsterische Seite als Maler, Bildhauer und Architekt als auch seine wissenschaftliche: Leonardo war Mathematiker, Anatom, Botaniker, Naturphilosoph - und nicht zuletzt Ingenieur und Erfinder. Dieser Seite Leonardos ist eine derzeit laufende Ausstellung in den historischen Kellerräumen des Wiener Schottenstifts gewidmet.

Foto: Genius SRL

Fahrrad

Dabei war ihm als unehelichem Kind ein Studium verwehrt worden, er durfte weder Arzt noch Apotheker, Richter oder Notar werden. Da auch seine Schulbildung sehr schwach war, wandte er sich zunächst der Kunst zu - doch bestanden zur damaligen Zeit keine so klaren Trennlinien zwischen den Disziplinen wie heute. In seinen Codices beschrieb Leonardo technische Prinzipien wie die Umwandlung von Bewegung mit Hilfe von Zahnrädern, das Kugellager oder das Schneckengewinde und legte damit einen grundlegenden Baustein für die moderne Technik.

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Fluggerät

Manche seiner Experimente und Konstruktionen mögen Zeitgenossen skurril erschienen sein, doch arbeitete Leonardo da Vinci eine Reihe von Ideen aus, die erst Jahrhunderte später "neu" geboren wurden. Ob hydraulische Säge, Hygrometer, Kilometerzähler, Windstärkenmesser ... oder das Fahrrad (dessen Nutzung auch deutlich weniger gefährlich gewesen wäre als die der diversen von Vögeln und Fledermäusen inspirierten Flugmaschinen, frühen Beispielen der Bionik - auch Flugpioniere der Neuzeit sollten ja noch mit den Tücken der Aerodynamik zu kämpfen haben ... )

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Hubschrauber für Hoffnungsvolle

Die Ausstellung "Leonardo da Vinci - Der geniale Erfinder" zeigt über vierzig Nachbauten von Erfindungen Leonardos. Das besondere daran: Es ist ausdrücklich erlaubt, die nach Originalskizzen gebauten Objekte zu berühren und ausprobieren. Und was in den Kellerräumen aus Platzgründen nicht möglich ist, haben andere bereits durchgeführt:

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Fallschirm für Mutige

Bei einem im Jahre 2000 durchgeführten Experiment sorgten der Brite Adrian Nicholas und sein Team für eine Überraschung: Sie bauten nach Leonardos Originalzeichnung von 1483 den pyramidenförmigen Fallschirm nach. Entgegen aller Warnungen von Experten, die überzeugt waren, dass das vermeintliche Unikum niemals funktionieren könnte, testete Nicholas den Fallschirm in 3.000 Metern Höhe. Den letzten Teil der Strecke verwendete er zwar lieber einen modernen Fallschirm, doch auch Leonardos Modell schwebte sicher zu Boden. Und erst in diesem Jahr führte der Schweizer Olivier Vietti-Teppa ebenfalls einen erfolgreichen Versuch durch.

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Kilometerzähler

Größtes Objekt der Ausstellung ist ein kanonenbestückter und begehbarer Panzerwagen, der rund zwei Tonnen wiegt und einen Durchmesser von rund sechs Metern sowie eine Höhe von etwa drei Metern hat. Er bietet im Inneren bis zu acht Soldaten Platz und sollte laut da Vincis Skizzen von Pferden gezogen werden; seine Einsatzfähigkeit, vor allem in unebenem Gelände, ist jedoch eher zweifelhaft.

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Ein weiteres von Wagemut betriebenes Fluggerät

Die von der italienischen Genius SRL veranstaltete Schau läuft noch bis 11. Jänner 2009 im Schottenstift - danach werden die großteils aus Holz angefertigten Objekte in ein eigens dafür eingerichtetes Museum in Rom übersideln. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 20 Uhr (Donnerstag: 21 Uhr) geöffnet - derStandard.at verlost 5 x 2 Karten für Experimentierfreudige. (red)

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Macchine di Leonardo

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