Architekt Jakob Dunkl fordert mehr Platz für Experimente beim Bauen.

Fünfzehn Tische, mehr denn je, füllten die Teilnehmer des 32. Wohnsymposiums, und 15 Vorschläge für politische Maßnahmen zur Eindämmung steigender Wohnbaukosten wurden nach den Diskussionen präsentiert. Zum Sieger gewählt wurde schließlich in einem neuen Wahlverfahren - Teilnehmer durften nicht für den eigenen Tischvorschlag stimmen - der provokant-österreichische Satz: "Begründete Ausnahmen für alles und jedes."

Wie Tischsprecher Jakob Dunkl vom Architektenbüro querkraft im Standard-Gespräch ausführt, geht es dabei nicht darum, zur Senkung der Kosten alle Regeln und Auflagen über Bord zu werfen, sondern im geförderten Wohnbau jene Flexibilität einzuführen, die etwa auch der § 69 der Wiener Bauordnung vorsieht, der im Ausmaß von zehn Prozent Abweichungen von den Vorgaben erlaubt.

"Jolly-Joker-Paragraf"

"Wir benötigen einen ,Jolly-Joker-Paragrafen' für den sozialen Wohnbau. Dessen Ziel soll sein, begründete Abweichungen von Normen, Vorschriften oder Förderrichtlinien zu ermöglichen, die das Bauen unnötig verteuern", sagt Dunkl. "Architekten könnten mit ihrer Kreativität dem Kostendruck im Wohnbau erfolgreich Widerstand leisten, wenn man sie nur lassen würde. Das Abweichen von eingefahrenen Wegen, das Querdenken ist Schlüssel zum Erfolg."

Dunkl, dessen Büro zuletzt mit dem Bau des Museums für den Kärntner Industriellen Herbert Liaunig Schlagzeilen gemacht hat, kritisiert "ein dichtes Netz überbordender Normen und überzogener Vorschriften, die preiswertes Bauen unmöglich machen". Er verweist etwa auf haustechnische Anforderungen, Brandschutzbestimmungen, Gangbreiten und andere Vorgaben - vor allem in den Förderbestimmungen der Bundesländer.

All dies habe seinen Zweck, müsste aber bei überzeugenden Begründungen flexibel gehandhabt werden können, sagt Dunkl. "Wir benötigen den berühmten ,österreichischen Weg', um mit Menschenverstand und Augenmaß sinnvolle Abweichungen von der Norm zu ermöglichen, die dem Mieter zugutekommen. Der Mensch muss im Mittelpunkt des sozialen Wohnbaus stehen." (ef, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.10.2008)