Kairo wird von Reiseveranstaltern zunehmend auch als reiner Städtetrip gehandelt. Angebote dazu gibt es unter anderem von Gulet und von Ltur. Eine Pauschalreise kommt zumeist günstiger als die separate Buchung von Flug und Hotel.

Allgemeine Informationen:
Ägyptisches Fremdenverkehrsam

Foto: Tourismus Ägypten

Wer sich seine Bleibe dennoch lieber selbst aussucht, trifft mit den beiden Four-Seasons-Häusern eine gute Wahl: Das "Cairo at The First Residence" liegt am linken Nilufer und damit näher an den Pyramiden, das "Cairo at The Nile Plaza" befindet sich näher am Stadtzentrum, bietet als Hochhaus aber immerhin noch den freien Blick auf die Pyramiden.

Foto: Four-Seasons-Hotel

Die drei Bände der Kairo-Trilogie
von Nagib Machfus:


Zwischen den Palästen
ISBN 3-293-20065-6
Palast der Sehnsucht
ISBN 3-293-20065-6 und
Zuckergässchen
ISBN 3-293-20080-X

sind als Taschenbuch in deutscher Übersetzung beim Unionsverlag erschienen.

Foto: Four-Seasons-Hotel

Ein rund dreistündiger Stadtspaziergang, der zu verschiedenen Romanschauplätzen dieser und anderer Werke führt, findet sich in der deutschen Ausgabe des
Lonely-Planet-Reiseführers Ägypten
ISBN 978-3-8297-1562-1.

Aktuelle, günstige Unterkunftstipps sowie Restaurants und Cafés listet nur die englische Website.

Grafik: DER STANDARD

Der junge Kairener Architekt Cherif Morsi hat sich Mühe gegeben: Viel sandgestrahltes Glas und italienische Barhocker beflügeln das Interior Design der Bar La Bodega. Die knallroten Leuchten rücken hinterm Tresen den Flaschengeist Gin effektvoll ins Licht. Bloß die Deko an der Wand hält nicht ganz mit: Konzentrische Kreise, die aufs meditative Asia-Thema verweisen wollen, erinnern ein wenig an glühende E-Herd-Platten.

Immerhin: Die Bar in Kairos Lifestyle-Distrikt Zamalek ist zu einem Fixpunkt der Trendnasen geworden. Sogar die Leute von Wallpaper waren da, haben sie fotografiert und für Hedonisten tauglich befunden. Überhaupt: Ganz Zamalek gibt sich Mühe, ein wenig zu schillern. Die Nilinsel mit dem Kairo Tower, welchen Präsident Nasser Ende der 1950er-Jahre errichten ließ, ruht heute weiter im Westen, als es die Lage zwischen den beiden Nilufern vermuten ließe. Aber wen Cherif Morsis Bodega-Design langweilt, der kann Zamalek sowieso auch ein wenig aus der Distanz betrachten. Etwa hinter seinem Caffè Latte im El Mojito verschanzt - die Dachterrassenbar des Nile Hilton erlaubt zweifelsfrei den besten Blick auf die Insel im Nil.

Lifestyle-Fata-Morgana

Keine Frage: Zamalek ist eine untypische Seite dieser uralten Stadt. Ein Fall für Lifestyle-Nomaden, die auf ihrer Suche nach den Trend-Fata-Morganen übermorgen wohl andere Viertel frequentieren. Aber dann gibt es in Kairo auch noch Orte, die ausgerechnet im Fluss des Lebens zur Ruhe kommen. Wer sie aufsuchen will, der springt an der Nil-Corniche ins Taxi, und lässt sich, "Ciao jeunesse dorée!", lieber Richtung Osten bringen - und einige Jahrhunderte in Richtung Vergangenheit.

In Khan al-Khalili taucht die Altstadt des fatimidischen Kairo auf, mit viel Staub und tief eingeschriebenen Geschichten. Man muss sie nur aufblättern. Schicht für Schicht, so wie die eingelegten Zwiebelchen, die säuerlich über die Blechteller der Falafel-Buden rollen. Oder so wie die Bücher von Ägyptens bekanntestem Schriftsteller, dem bislang einzigen arabischen Literaturnobelpreis-träger, Nagib Machfus, der in diesem Viertel aufwuchs.

Er legte auch den Kairo-Spaziergängern eine literarische Gasse, die bis in die hintersten Winkel der Altstadt führt. "Gasse", das ist das eigentliche Stichwort: Denn für Machfus war diese ja der Mikrokosmos zur Welt. Um das zu verstehen, reicht bereits ein kurzer Spaziergang bis zum legendären Fishawy Café, jener Oase des Khan-al-Khalili-Basars, in der es seit zweihundert Jahren keine Sperrstunde gibt, aber immer Pfefferminztee in Kännchen aus weißem Email.

Ausgangspunkt zu einem Spaziergang auf den literarischen Spuren des Nagib Machfus ist Kairos berühmtestes Café allemal. Durch die mittelalterlichen Tore in das Herz des Khan al-Khalili führt er, vorbei am Scheppern der Messinghändler zu den restaurierten Palästen aus der Mamlukenzeit - etwa zur alten Karawanserei Wikala al-Bazara. So lange lässt man sich treiben, bis die Läden mit den Papyruspinseleien verschwunden sind, und die engen Gassen des noch weiter östlich gelegenen Gamaliya-Viertels die Intimität des Machfus'schen Mikrokosmos verströmen.

Die Welt der Filmposter

Die Beamten mit den schwarzgetönten Lesebrillen und den Anzügen im Schnitt der Sechziger, die stets ein wenig an die Geheimdienstler alter Filmposter erinnern, dünnen im Geflecht des Gamaliya-Viertels aus. Stattdessen haben Figuren aus Machfus' Romanwelt auf den knarrenden Holzsesseln Platz genommen: Ölig verschmierte Eisenbieger, der Mehlwurm von der Bäckerei, die alte Beduinin mit der Tätowierung im Gesicht - sie alle finden sich nun ein.

Der Basar als Rockzipfel, an dem auch Machfus, der Kairo ungern, und Ägypten überhaupt bloß dreimal in seinem 94 Jahre langen Leben verlassen hat, so gehangen ist - er lässt sich auch zu beiden Seiten der al-Muizz- li-Din-Allah-Straße nachempfinden. Den bunt überspannten Stoffhimmel der Zeltmacher kann man hier bestaunen. Wenige Schritte weiter die Filzpresse des letzten Fes-Machers. Beim Stadttor Bab Zuweila, legt sich Machfus' Zuckergässchen, Teil zwei der Kairo-Trilogie, quer. Jetzt, im Alt-Kairoer Gegenlicht, haben die Menschen ihre Schwere verloren. Sonderbar hohl und grau wirken die Umrisse der Flanierer. Fast so wie jene Gefäße, die der Literat in Romanfiguren verwandelte, indem er alles Leben in sie goss, das er einst selbst, noch als Kind, auf seinen Streifzügen durch Kairos alte Gassen aufgesogen hatte.

Die winzige Gasse Darb Qirmiz ist eines der Äderchen, die Kairos altes Herz durchziehen - Machfus kam 1912 hier zur Welt. Jetzt, am vorgerückten Morgen, fällt nur sanftes Licht in die engen Gassen, erhellt alte Holztore, Säcke mit Gewürzen, ein pockennarbiges Gesicht. Und so liegt auch der berühmteste dieser stillen Winkel in weiche Halbschatten getaucht: Nämlich jene Sackgasse, die im Roman Die Midaq-Gasse ihre Bewohner wie eine Schatzkiste umschließt, die das Geheimnis der Zeitlosigkeit verwahrt. Ein wenig stimmt das wohl noch heute. Eine Ewigkeit scheint die kurze Zuqaq al-Midaq vom Getriebe des Khan al-Khalili entfernt. Dabei sind es bloß zehn Meter und eine kleine Treppe. (Robert Haidinger/DER STANDARD/Printausgabe/25./26.10.2008)