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Im Zeitalter der DNA-Fahndung bleibt nichts unausgewertet. Sogar auf einem abgefeuerten Projektil können bereits biologische Spuren nachgewiesen werden.

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Günther Schädel wurde 1988 in Linz erschossen.

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Linz/Wien - Kurz nach 23 Uhr verlässt Günther Schädel am 26. Februar 1988 die Redaktion der Oberösterreichischen Nachrichten an der Promenade in Linz. Die Berichterstattung über die Olympischen Spiele aus Calgary hinter sich, bricht der Sportjournalist zu einer Lokaltour durch die Linzer Altstadt auf - mit fatalem Ende: Gegen 3.45 Uhr wird Schädel mit blutender Kopfwunde in der Altstadt gefunden. Zwei Stunden später stirbt der Journalist im AKH. Er wurde mit einer Pistole, Kaliber 7.65, erschossen. Weder Mörder noch Tatwaffe wurden bis heute gefunden, als wahrscheinlich gilt aber eine ungarische Militärpistole aus dem Ersten Weltkrieg der Marke "Frommer Stop" oder "Frommer Baby".

Jetzt schöpfen die Kriminalisten wieder vorsichtig Hoffnung: Möglicher Schlüssel könnte eine Patronenhülse sein, die 1988 am Tatort gefunden worden war. Drei Wissenschafter der Staffordshire University haben ein verbessertes Verfahren entwickelt, das DNA-Spuren auf bereits abgefeuerten Patronen, die zumeist vom Täter beim Befüllen des Magazins berührt werden, nachweist.

Zurückhaltung

Nach Erfolgen bei einem deutschen Kriminalfall wurde man nun in Linz auf dieses Verfahren aufmerksam. Während aber lokale Medien den Täter bereits "zittern" sehen, gibt sich die Polizei eher zurückhaltend. "Von einer Aufklärung sind wir noch weit weg. Experten prüfen einmal, ob man dieses Verfahren anwenden kann", erklärt Oberösterreichs Sicherheitsdirektor Alois Lißl.

In einer zweiten Phase müsse man sich dann "die Tauglichkeit der Spurenträger" anschauen. Lißl: "Die Wahrscheinlichkeit, verwertbares Material zu finden, ist nicht allzu hoch. Mögliche Hautschuppen auf der Patrone werden durch die enorme Hitze beim Abfeuern getrocknet und durch die Geschwindigkeit des Schusses meist weggeschleudert." Auch die medial kolportierten fünf Verdächtigen will Lißl nicht bestätigen: "Zuerst die Analyse, dann wird sich weisen, wen wir vielleicht zum DNA-Abgleich bitten."

Im heimischen Bundeskriminalamt (BK) ist zwar noch kein Auftrag eingelangt, "aber Cold-Case-Untersuchungen wie diese sind eigentlich Routineangelegenheiten und werden am Gerichtsmedizinischen Institut in Innsbruck erledigt", erklärt Reinhard Schmid, der Leiter der DNA-Datenbank im BK. Fraglich sei, ob die möglicherweise auf dem Projektil befindlichen Spuren noch als relevant bezeichnet werden können. "Wer weiß schon, wer aller in den vergangenen zwanzig Jahren das Projektil in der Hand hatte?", so Schmid. Generell gehören britische und österreichische forensische DNA-Labors zu den führenden in Europa. (Markus Rohrhofer, Michael Simoner/DER STANDARD-Printausgabe, 28.10.2008)