Superstar Wayne Rooney von ManU blickt natürlich nicht wirklich einer ungewissen Zukunft entgegen. Es gibt ja auch noch Fußball in Spanien oder in Italien.

Die globale Finanzkrise wirft ihren Schatten auf die teuerste Fußball-Liga der Welt. Die 20 Klubs der englischen Premier League drückt eine kombinierte Schuldenlast von rund 2,5 Milliarden Pfund (3,2 Milliarden Euro), die 72 Profiklubs der unteren Ligen steuern eine weitere halbe Milliarde bei. Eine Summe, die der Präsident des englischen Verbandes FA für "eine klare Gefahr" hält: "In der derzeitigen Krise soll niemand glauben, er sei immun", warnt David Triesman. Sportminister Andy Burnham hat den Funktionären aufgetragen, sie müssten bis Weihnachten "ihr Verhältnis zum Geld überdenken".

Das ist leichter gesagt als getan. Die Fans klagen zurecht über exorbitante Eintrittspreise - unter 35 Pfund (45 Euro) ist kaum ein Ticket zu haben, Dauerkarten kosten mehr als 1000 Pfund. Gleichzeitig hält der wirtschaftliche Boom bisher dem Abschwung auf der Insel stand. Zwar seien die Klubs höher verschuldet als je zuvor, weiß Alan Switzer, Sportfinanz-Experte beim Wirtschaftsprüfer Deloitte, "aber es steigt auch der Umsatz. Und das Interesse vermögender Investoren hält an." Nicht zuletzt kann sich die Premier League bis 2009/10 auf einen 2,7 Milliarden Pfund schweren TV-Deal verlassen.

Ähnlich atemberaubend liest sich die Statistik über die Verbindlichkeiten global anerkannter Vereine wie Arsenal, Chelsea oder Manchester United. Den Meisterklub aus Nordengland hat US-Besitzer Malcolm Glazer mit 667 Millionen Pfund Schulden belastet, Arsenal steht mit 416 Millionen in der Kreide. Chelsea kann sich seit fünf Jahren auf die Großzügigkeit des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch verlassen. Er hat zinsfreie Kredite von 578 Millionen Pfund gewährt. Daran sollen, einem Sprecher zufolge, die hohen Papierverluste der vergangenen Wochen nichts ändern. Auch der isländische Besitzer des traditionsreichen Arbeiterklubs West Ham United, Bjorgolfur Gudmundsson, beteuert sein anhaltendes Interesse am englischen Fußball. Dabei musste Gudmundssons Bank Landsbanki kurz vor dem Kollaps verstaatlicht werden.

Mugabe ja, Mandela nein

Neun Klubs der Premier League gehören ausländischen Geschäftsleuten, drei weitere stehen zum Verkauf. Im Land des Freihandels gibt es daran keine Kritik. Hinterfragt werden aber die Prüfkriterien. Minister Burnham und FA-Präsident Triesman, der früher als Generalsekretär der Labour-Party diente, wünschen sich genauere Prüfung der Kreditwürdigkeit ausländischer Bewerber. Derzeit wird nur kontrolliert, ob jemand vorbestraft ist. Dass dies nicht ausreicht, demonstriert Triesman an einem hübschen Beispiel: "Zimbabwes Diktator Robert Mugabe könnte also einen Klub kaufen, Nelson Mandela hingegen nicht."

Hinter der Diskussion um die Schuldenlast der Vereine steht ein Machtkampf zwischen Triesmans FA und den mächtigen Ligen, die sich als eigene Unternehmen etabliert haben. Wie in anderen europäischen Ländern auch sorgt sich der Verband um die größer werdende Kluft zwischen den Großverdienern der Branche und dem Gros der Fans, Spieler und Vereine. Und selbst innerhalb der Liga wächst der Abstand zwischen den großen Vier (ManU, Arsenal, Chelsea, Liverpool) und Provinzklubs wie Wigan oder Portsmouth. Diese müssen regelmäßig mehr als 90 Prozent ihres Umsatzes in Gehälter stecken. Als solide bewertet Deloitte eine Quote von 50 bis 60 Prozent. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD Printausgabe 25.10.2008)