Heidelberg - Heidelberger Forscher haben das Rezeptormolekül für Nikotinsäure gefunden, dessen Existenz seit 20 Jahren vermutet wird. Das Rezeptormolekül spielt eine große Rolle für die Behandlung von Störungen des Fettstoffwechsels. "Nachdem der Rezeptor für Nikotinsäure nun bekannt ist, kann gezielt nach effektiveren Wirkstoffen mit weniger Nebenwirkungen gesucht werden", erklärt Stefan Offermanns, Direktor des Instituts für Pharmakologie der Universität Heidelberg. Nikotinsäure selbst ist zwar durchaus wirksam und wird seit nahezu 50 Jahren als Fettsenker eingesetzt. Die Substanz muss allerdings in sehr hohen Dosen verabreicht werden. Unangenehme Nebenwirkungen wie Juckreiz, Hautrötung, Sodbrennen und u.U. sogar Leberschäden sind nicht auszuschließen.

Nikotinsäure, ein Mitglied der Vitamin-B-Familie, wird seit langem vorbeugend gegen Störungen der Blutfette eingesetzt. Nikotinsäure greift unmittelbar an den Fettzellen an und bewirkt, dass weniger Triglyceride (ein Gemisch aus unterschiedlichen Kombinationen des Fettmoleküls Glycerin und Fettsäuren) gespalten und als freie Fettsäuren in das Blut abgegeben werden. Schon seit langer Zeit wird postuliert, dass der fettspaltende Effekt der Nikotinsäure durch einen spezifischen Rezeptor vermittelt wird. In Kooperation mit Wissenschaftlern der Universitäten München und Düsseldorf ist es dem Offermann-Team gelungen, diesen Rezeptor dingfest zu machen.

In Zellkulturen stellten sie fest, dass Nikotinsäure ihre Wirkung nur auf Zellen ausübt, die PUMA-G, den Nikotinsäurerezeptor von Mäusen, bzw. das menschliche Gegenstück HM-74 auf ihrer Oberfläche tragen. Außerdem untersuchten sie genetisch veränderte Mäuse, deren Fettzellen keinen PUMA-G-Rezeptor besitzen. Bei diesen Tieren konnte die Nikotinsäure - im Gegensatz zu normalen Mäusen - die freien Fettsäuren im Blut nicht mehr reduzieren. Damit hatten die Wissenschaftler bewiesen, dass es sich bei PUMA-G bzw. HM-74 um denjenigen Rezeptor handelt, der die Wirkung der Nikotinsäure vermittelt. Die Entdeckung wurde online in der britischen Fachzeitschrift "Nature Medicine" veröffentlicht. (pte)