Vielleicht kennen Sie das: je länger die Sendung, umso höher der eigene Puls. Man wird unruhig, rutscht auf der Couch hin und her, irgendwann platzt es aus einem heraus: "Kann diesem Menschen nicht jemand ins Gesicht sagen, was für einen Müll er redet?" Die Club 2-Diskussion am Mittwochabend über den "Mythos Jörg Haider" auf ORF 2 war so gesehen unbrauchbar, weil schreitherapeutisch ungeeignet. Plötzlich war da jemand.

Foto: ORF/Ali Schafler

Autorin Eva Menasse, STANDARD-Kolumnist Hans Rauscher und Ex-LIF-Chefin Heide Schmidt krachten mehrmals mit Ex-Justizminister Dieter Böhmdorfer und dem früheren FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger zusammen. 

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Etwa wenn Meischberger Haiders Aussagen über den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien ("Wie kann einer, der Ariel heißt, nur so viel Dreck am Stecken haben?") für politisch unproblematisch befand.

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Menasses folgende Verbalattacken gegen den Ex-FPÖ-Politiker waren ebenso wohltuend wie Rauschers Hinweis, dass er sich gerade "um Kopf und Kragen" rede.

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Michael Frank von der Süddeutschen war zu verdanken, dass endlich jemand festhielt, dass die Ausgrenzung einer Partei in der Demokratie nichts Böses, sondern ein fundamentales Recht ist.

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Böhmdorfer erteilte den politischen Gegnern Haiders auch gleich Nachhilfe: In den Parteigremien hatte der Kärntner Landeshauptmann auch deshalb so viel Macht, weil er allen anderen vom Fachwissen her überlegen war und niemand konterte. Ein Gefühl, das einen auch in den letzten TV-Diskussionen mit Haider selbst beschlich. Angenehm war zuletzt auch das, was nicht vorkam: kein Wort darüber, welche Schwulenbar Jörg Haider wann mit wem besucht hat.
Den Moderator hielt es irgendwann nicht mehr im Sitz, er wollte mitdiskutieren: ein bekanntes Gefühl. (szi/DER STANDARD, Printausgabe, 24.10.2008)

Zum Thema: Zerrwürfnis zwischen ORF und Werner Schneyder wegen "Club 2" - Kabarettist wird voraussichtlich nicht mehr moderieren - Schneyder beschwerte sich darüber, dass der ORF ihm in die Diskussion "dreingeredet" habe

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