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Viel arbeiten und wenig Geld...

Wien - Der Trend zu prekärer Arbeits- und Lebenszeit stand vergangene Woche im Mittelpunkt der Enquete "Prekäre Zeiten" im Bundesministerium für soziale Sicherheit und Konsumentenschutz. Veranstaltet wurde der wissenschaftliche Austausch von der "Allianz für den freien Sonntag Österreich" in Zusammenarbeit mit dem BMSK.

Studien-Präsentation

Die Arbeitssoziologin Johanna Muckenhuber vom Institut für Höhere Studien (IHS) präsentierte Ergebnisse einer qualitativen Befragung von 32 Solo-Selbständigen, die teilweise von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen betroffen sind. Die Erfahrungen der Befragten sind dabei in hohem Ausmaß ambivalent. Solche selbständigen Beschäftigungen gehen einher mit einem hohen Gefühl, über die eigene Zeit autonom verfügen zu können. Tatsächlich fühlen sich die Befragten aber auch in hohem Ausmaß getrieben von der Notwendigkeit, Projekte abzuschließen, neue Aufträge zu akquirieren oder einfach im Geschäft zu bleiben.

Autonomieparadox

Dies führe häufig dazu, dass aufgrund des Wettbewerbs sehr niedrige Stundensätze angeboten werden und daher sehr lange Arbeitszeiten erforderlich sind, um ausreichend Einkommen zu erwirtschaften. Die existenzielle Unsicherheit führt dazu, dass kein Auftrag abgelehnt wird, was nach Zeiten mit wenig Arbeit und geringem Einkommen zu sehr arbeitsintensiven Phasen und Überlastung führt. Muckenhuber spricht daher von einem Autonomieparadox nach dem Motto "Ich könnte weniger arbeiten, wenn ich wollte, aber leider habe ich keine Zeit dazu".

Privileg der Männer

In Zeiten der Überlastung wird abends, nachts und auch am Wochenende gearbeitet. Freie gemeinsame Zeit mit der Familie oder mit FreundInnen, wie sie insbesondere der Sonntag bietet, wird zur Mangelware. Einschränkend fügte Muckenhuber dazu, dass der arbeitsfreie Sonntag immer ein Privileg der Männer war und überwiegend Frauen in traditionellen Familienverhältnissen die Reproduktionsarbeit nach wie vor unbezahlt leisten.

Hintergrund

Der Allianz für den freien Sonntag Österreich setzt sich für den Wert gemeinsamer freier Zeit ein. Ihr gehören über 50 Organisationen aus den Bereichen Kirchen, Wirtschaft, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen an. (red)