Die Constantia Privatbank kam ins Gerede, die Kunden zogen massiv Kapital ab. Die neuen Eigentümer, ein Bankenkonsortium, müssen die Vergangenheit aufarbeiten - auch die mit der Immofinanz.

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Dramatische Stunden vergingen, bis die Rettung der Constantia Privatbank über die Bühne gegangen war. Jetzt müssen die Verflechtungen mit der Immofinanz bereinigt werden. Bei der Kärntner Hypo wackeln Kredite bis zu 100 Millionen.

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Auf die neuen Eigentümer der Constantia Privatbank (CPB), ein aus fünf Banken bestehendes Konsortium, wartet massenhaft Arbeit. Da wäre zunächst einmal zu klären, ob die Bank die in Töchtern geparkten Managementverträge mit der Immofinanz-Gruppe (für die es bereits Hauptversammlungsbeschlüsse gibt) tatsächlich abspalten darf. Weil es sich dabei um einen Eingriff in das operative Bankgeschäft handelt, muss auch die Finanzmarktaufsicht zustimmen.
Bei Meinl war die Situation anders, da wurden tatsächlich nur die Managementverträge mit der Meinl European Land gekündigt.

Solange es in Sachen Abspaltung bei der Constantia keine Entscheidung gibt, bleibt alles beim Alten, und die Immofinanz zahlt der Constantia ein Honorar, obwohl das Management von Constantia und Immofinanz nicht mehr ident ist. Im Immofinanz-Konzern versteht man es überhaupt nicht, warum man für Missmanagement unter Karl Petrikovics überhaupt etwas zahlen soll.

Schön langsam, nämlich Ende Oktober, wird auch die von der Hauptversammlung beschlossene Dividendezahlung an die Immofinanz-Aktionäre fällig. Der Aufsichtsrat will ein Exempel statuieren und angesichts der angespannten Liquiditätslage gar nichts ausschütten.

Haftungen

Das Bankenkonsortium wiederum wird sich auch mit den Haftungen der bisherigen CPB-Eigentümer, der Constantia Packaging B.V. in den Niederlanden, auseinandersetzen müssen. Die Gesellschaft haftet zum Teil für den der Immoeast zustehenden Anleiheerlös von aktuell 520 Mio. Euro und garantiert den Investoren Rudolf Fries und Walter Scherb, deren Immofinanz-Papiere ab 2010 um sieben Euro das Stück zurückzunehmen - ein Kurs, den die Papiere trotz möglichen Kursanstiegs in den nächsten zwei Jahren wohl nicht mehr erreichen werden.

Langsam lichten sich auch die Nebel um jene Kapitalerhöhung der Immoeast im Mai 2007, die ihr netto 2,7 Milliarden Euro (Kurs: 10,4 Euro) in die Kasse spülte. Damals begann der Markt schon runterzugehen, die Immofinanz zeichnete Immoeast-Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Und zwar so: Sie holte sich von der Immoeast 1,5Mrd. Kredit (der später auf 1,8Mrd. erhöht wurde) und zeichnete die Kapitalerhöhung.

Tatsächlich am Markt platziert wurden aber nur 600 Millionen Euro. Die restlichen 900 Millionen übernahm die Immofinanz Beteiligungs AG, die offiziell nichts mit der Immofinanz zu tun hat, wie jetzt versichert wird. Ihre Adresse:Bankgasse 2 (selbe Adresse wie CPB). Sie ist eine Tochter der liechtensteinischen Camilla Stiftung. Diese emittierte einen Bond. Und mit dem Geld konnte die Immoeast-Kapitalerhöhung gezeichnet werden.

Dem Vernehmen nach lief über die Bank Austria eine ganz ähnliche Konstruktion: Die Bank Austria kaufte ständig Aktien aus dem Markt und transferierte sie in ein Investmentfonds-Vehikel. Das Geld dafür stammte aus einem Bond, der von der Immofinanz gespeist wurde.

Überredungskünste

Die Rettung der Constantia Privatbank am vergangenen Freitag bedurfte bei den beteiligten Banken jedenfalls größerer Überredungskünste. Die Banken, die letztlich einsprangen (Bank Austria, Raiffeisen, Erste, Volksbanken, Bawag), waren der Meinung, das Auffangen der CPB sei mangels Systemrelevanz nicht nötig.
Die Tatsache, dass die Fonds, die die Bank als Depotbank verwaltet, im Fall der Pleite der Constantia Privatbank für Monate eingefroren hätten werden müssen (so lange nämlich dauert es, bis eine neue Depotbank gefunden und das Sondervermögen dorthin transferiert worden wäre), musste den Bankern angeblich erst deutlich gemacht werden, erzählen Verhandler.

Immerhin sei es dabei um an die zehn Milliarden Euro gegangen - ein vorübergehendes Einfrieren (die Kunden hätten in all der Zeit nicht über das Wertpapiervermögen in ihren Depots verfügen können) hätte dem Finanzplatz Wien enorm geschadet, wie denn auch die Banker einsahen.

Der Tag der Rettung war äußerst turbulent gelaufen. Eigentlich hatten die Manager der Notenbank seit Monaten eine Klausur für Donnerstag und Freitag geplant gehabt - zwei Tage in Krems waren vorgesehen gewesen. Als die Finanzmarktturbulenzen einsetzten, strich man zunächst die Übernachtung, dann verlegte man die Klausur nach Wien, schließlich wurde sie nach einem halben Tag, noch vor dem Mittagessen, abgebrochen. Die Notenbanker mussten zurück an die Arbeit.
Am Abend war schließlich klar, dass die Liquidität der Constantia Privatbank nicht mehr reicht - die Krisensitzung im Finanzministerium (wo die Notenbanker verhandelten) und in der Bank Austria (wo die Banker am sehr späten Abend zusammentrafen) begann. Mit der Turnauer-Tochter Christine de Castelbajac wurde immer wieder mal telefoniert, gegen drei Uhr morgens war das Paket geschnürt, die Verträge wurden in der Früh unterschrieben.

Wen die Banken als ihren Vertreter in die Constantia Privatbank schicken, ist offen. Es muss nur rasch eine Lösung gefunden werden, sonst droht auch die Immofinanz in Wanken zu geraten. Die Immoeast legten am Montag auf 1,25 Euro zu und die Immofinanz auf 1,30 Euro. Ob die Constantia Packaging BV ihre zugesagten Haftungen und Garantien auch einlösen kann, ist offen. (cr, gra, as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.10.2008)