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Für den Grünen-Fraktionsführer Peter Pilz ist klar, dass die ÖVP den Ungenacher Pfarrer Josef Friedl nur benutzt hat, um Arigona Zogajs habhaft zu werden. Ziel sei eine rasche Abschiebung der damals 15-Jährigen und ihrer Mutter gewesen.

APA/ ROBERT JAEGER

Wien/Vöcklabruck - Man gibt sich weiter zugeknöpft: ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon ist zu keiner Stellungnahme bereit. Gerald Fleischmann, Sprecher der Bundes-ÖVP, ist kurz angebunden: "Wir wissen nicht, wie der Kontakt zu Arigona Zogaj zustande gekommen ist."

Der damalige Innenminister und heutige Landeshauptmann von Tirol, Günther Platter: nicht erreichbar. Dessen Nachfolgerin Maria Fekter: nicht erreichbar. Immerhin hatte Fekter schon Donnerstag weitere Verschärfungen beim Fremdenrecht vorgeschlagen, um Abschiebungen zu erleichtern. Im Büro von Vizekanzler Wilhelm Molterer wiederum weist man die schweren Vorwürfe, die der Ungenacher Pfarrer Josef Friedl im Standard (Donnerstagausgabe) gegen die ÖVP erhoben hatte, entschieden zurück. Es habe "nie eine Kontaktaufnahme gegeben". Friedl hatte erklärt, Arigona auf Bitte der Bundes-ÖVP aufgenommen zu haben, und warf der Partei eine "unglaublich miese Haltung" vor, da diese ihn seither "im Regen" stehengelassen und "alles abgestritten" habe.

Klarere Erkenntnisse zum damaligen Ablauf der Ereignisse kommen aus dem Umfeld des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Causa Innenministerium. Am letzten Ausschuss-Tag, dem 25. September 2008, machte Grünen-Fraktionsführer Peter Pilz das Wiederauftauchen Arigona Zogajs und die Beteiligung von ÖVP und Innenministerium daran zum Thema, weil "hier für die Zukunft großer Aufklärungsbedarf besteht", wie er dem Standard sagte.

"Falle" für Arigona Zogaj

Aus Akteninhalten und aufgrund von Einvernahmen, "die allesamt in schriftlicher Form vorliegen", ergibt sich laut Pilz folgendes Bild: "Pfarrer Josef Friedl ist von der oberösterreichischen Landes-, der Bundes-ÖVP sowie vom Innenministerium benutzt worden, um Arigona Zogaj eine Falle zu stellen". Ziel sei gewesen, "des untergetauchten Mädchens habhaft zu werden und es mit seiner Mutter rasch abzuschieben".

Schon am Tag nach Arigonas Verschwinden habe Mutter Nurije Zogaj "unter Druck" unterschrieben, dass sie zur Ausreise mit ihrer Tochter bereit sei. Am 6. Oktober 2007 dann sei Friedl im Auftrag des damaligen ÖVP-Generalsekretärs Hannes Missethon angerufen worden: Ob er bereit sei, Arigona Zogaj ausfindig zu machen und aufzunehmen. Denn, so Pilz: "Damals wussten weder Polizei noch Innenministerium, wo das Mädchen war. Und alle hatten Angst, dass sie sich etwa antun könne."

Diesen Aufenthaltsort habe der Geistliche in nur wenigen Stunden durch Telefonate herausbekommen. In der Nacht auf 7. Oktober habe er das Mädchen auf einem Parkplatz getroffen und nach Ungenach gebracht: "Und am Morgen darauf wollte er deren Vertrauen nicht enttäuschen: Er stellte sich vor Arigona und Nurije."

Seither habe der Geistliche Mädchen und Mutter "aus eigener Tasche erhalten". Von den Behörden sei er "unter Druck gesetzt", von der ÖVP "im Stich gelassen gelassen" worden. Pilz' Resümee: "Pfarrer Friedl sollte die Rolle des Bauernopfers spielen." (Irene Brickner, Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 18./19.10.2008)