Christian Fischer, 2. Oktober 1998
Um 18 Uhr beginnenin der Druckerei in Tulln die Druckmaschinen zu laufen. Bis dahinsteigert sich in der Wiener Redaktion von Stunde zu Stunde die Hektik.

Foto: STANDARD/Fischer

300 STANDARD-Ausgaben werden im Jahr produziert. Täglich ist der Ablauf ungefähr gleich, täglich ist das Produkt anders.

Das Erste, was bei jeder Ausgabe feststeht, sind die Anzeigen. Die Zahl und Größe der Inserate gibt nämlich auch vor, aus wie vielen Seiten ein STANDARD besteht. Wenn sich morgens die Redakteure zu ihrer Ressortbesprechung treffen, dann wissen sie schon, wie viel Platz sie an diesem Tag haben werden - meist es ist nicht genug. Aufgrund der Ereignisse und eigenen Recherchen erstellen sie ein Tagesprogramm, mit dem der Tagesproduzent Punkt zehn Uhr in die Morgenkonferenz eilt.

Dort darf zunächst ein täglich wechselnder Blattkritiker die vorliegende Ausgabe besprechen, beklagen und loben. Nach längstens zwanzig Minuten oft heftiger Debatten beginnt die Planung des nächsten Tages.

Die Ressorts berichten von ihren Plänen, das "Thema" wird festgelegt wie auch der große Kommentar und der Kopf des Tages. Ein Vertreter von derStandard.at kündigt deren Chats oder Interviews an, auf die dann in der Zeitung verwiesen wird.

Nun eilen die Produzenten zurück in die Ressorts und beginnen die genaue Planung ihrer Seiten. Aufmacher werden entschieden, Artikellängen festgelegt, Fotos ausgesucht, Grafiken in Auftrag gegeben, und mit diesem Paket an Material marschiert der Produzent in den Newsroom, wo die Layouter ungeduldig warten. Nun wird im Redaktionssystem die Seite tatsächlich so gestaltet, dass der Redakteur nur noch hineinschreiben muss. Über die Optik, die ebenso wichtig ist wie die Inhalte, wacht ein Art-Director.

Um 14 Uhr legt die Chefredakteurin auch die kleinen Kommentare fest, die Ressorts schicken per E-Mail ihre besten Geschichten. Um 14.30 Uhr wird auf der Seite-1-Konferenz dieses Schaufenster des STANDARD gestaltet.

Von nun an wird eine Seite nach der anderen abgefertigt, Korrektur gelesen und in die Druckerei nach Tulln geschickt. Je näher der Redaktionsschluss rückt, desto größer wird die Hektik - vor allem, wenn in letzter Minute unerwartete Ereignisse geschehen. Und dies passiert praktisch jeden Tag.

Um 17.40 Uhr muss die letzte Seite fertig sein, damit sich der Andruck um 18 Uhr für die Ausgabe ausgeht, die nach Westösterreich versandt wird. Ab dann laufen in Tulln die Druckmaschinen, während in der Wiener Redaktion die Zeitung für spätere Ausgaben, die Niederösterreich und Wien erreichen, aktualisiert wird. Erst um Mitternacht geht der letzte Redakteur nach Hause. Acht Stunden später beginnt sich das Zeitungsrad von Neuem zu drehen. (Eric Frey/DER STANDARD/Printausgabe, 18./19.10.2008)