Wien - SPÖ-Vorsitzender Alfred Gusenbauer hat den Mann freundlich gegrüßt, Werner Fasslabend ebenfalls. Der Mann war mit einer geladenen Pistole bewaffnet und spazierte ungehindert durch das Parlament, drang bis zum Büro des Nationalratspräsidenten vor. Der Bewaffnete war eine von mehreren Testpersonen, die im Auftrag der Parlamentsdirektion von der Firma Secureline losgeschickt wurden, um die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Der vertrauliche Bericht der Firma deckt schwere Sicherheitsmängel auf. Die Abgeordneten und Mitarbeiter des Hohen Hauses wären im Ernstfall völlig ungeschützt gegen kriminelle oder terroristische Angriffe.

Einer der schwersten Mängel ist die Klimaanlage: Die Ansaugpumpe befindet sich allgemein zugänglich an der Außenseite des Gebäudes. So wäre es Terroristen leicht möglich, mit Giftgas auf einen Schlag sämtliche Leute im Parlament zu töten.

Die Brisanz des Berichts wurde am Mittwoch durch einen Vorfall im Parlament bestätigt: Ein offensichtlich verwirrter Mann spazierte während der Sitzung in den Plenarsaal und drang bis zum Rednerpult vor, wo er die FPÖ lautstark als "Nazi-Partei" beschimpfte. Die Sitzung wurde unterbrochen, der unbewaffnete Mann vom Ordnerdienst überwältigt.

Die Zutrittskontrollen sollen nun wesentlich verschärft werden, beim Haupteingang wird eine Sicherheitsstraße installiert. Die Sicherheitskräfte, derzeit in vier verschiedenen Abteilungen, sollen zusammengefasst werden. Die Pumpe für die Klimaanlage muss in einen Innenhof verlegt werden. (völ) (völ/DER STANDARD, Printausgabe, 27.2.2003)