Billig, billiger, am billigsten - nach diesem Kriterium wurde die Flüchtlingsbetreuung in Österreich nun neu geregelt. Die deutsche Firma mit dem merkwürdig anmutenden Namen "European Homecare" hat den Zuschlag erhalten. Mit deren Dumpingpreisen (12,90 Euro Tagespauschale pro Betreuung) konnte das heimische Konsortium, bestehend aus Rotem Kreuz, Caritas, Diakonie und Volkshilfe, nicht mithalten.

Die deutsche Firma ist international groß im Geschäft, hierzulande hat sie mit ihrer Rückkehrberatung für Asylwerber allerdings einen Flop gelandet. In einer Zeitspanne von vier Monaten konnten lediglich zwanzig Flüchtlinge davon überzeugt werden, dass eine freiwillige Rückkehr in die Heimat die bessere Variante ist. Zum Vergleich: Der Caritas gelang dies bei 15 Personen - pro Woche. Aber eine verpatzte Generalprobe kann auch als gutes Omen für die Zukunft gewertet werden.

Wirklich große Brocken, wie die lange Verfahrensdauer in Asylangelegenheiten, hat Innenminister Ernst Strasser aber noch nicht aus dem Weg geräumt. Zwar sollen die Erstanträge künftig innerhalb von drei Tagen erledigt werden, aber wie soll das beim derzeitigen Personalstand der Asylbehörden gelingen? Schon die jetzt geltende Richtlinie von 45 Minuten für ein Interview ist ein Hohn. Am Ende ihrer Flucht befinden sich die meisten in einer Ausnahmesituation. Und dann sollen sie schnell ihre Lebensgeschichte erzählen.

Ein Mysterium sind auch noch die Kriterien, nach denen Flüchtlinge überhaupt in die vom Bund finanzierte Betreuung aufgenommen werden. Wenn heute Abend das vorübergehend von der Stadt Wien zur Verfügung gestellte Notquartier auf einem Spitalsgelände geräumt wird, stehen auf einen Schlag 200 Flüchtlinge auf der Straße. Die billigste Lösung.

(DER STANDARD, Printausgabe, 27.02.2003)