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apa/dpa/felix

Venedig - Die Deutsche Alexandra Hai wird sich in den nächsten Wochen in Venedig einer speziellen Prüfung un- terziehen, um ihren Berufstraum zu verwirklichen: zur ersten "Gondoliera" in der Lagunenstadt zu werden. Die junge Frau hatte bereits 1999 versucht, den "Gondel-Führerschein" zu machen, war jedoch durchgefallen, weil sie den (männlichen) Prüfern zufolge mit ihrer Gondel gegen ein Hindernis fuhr.

Alexandra Hai hatte damals den Prüfern Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung vorgeworfen und versprochen, wieder einen Versuch zu unternehmen. Sie berief sich auf gesetzliche Bestimmungen zur Gleichstellung von Mann und Frau, die auch in Venedig zu gelten haben.

Talent am Ruder

Jetzt will die Deutsche, die seit mehreren Jahren in Venedig lebt, wieder ihr Talent am Ruder unter Beweis stellen. "Sie wird wie jeder andere Teilnehmer bewertet", versicherte Vianello Moro, der Präsident der venezianischen Gondolieri-Behörde, die das entscheidende Komitee ernennt.

"Die Prüfung am Ende eines Ausbildungskurses von rund 150 Stunden ist streng. Der wichtigste Teil ist der Rudertest, der sehr anstrengend ist", sagt Moro. Dabei werden neben Rudern auch genaue Kenntnisse der venezianischen Geschichte und ihrer Bauwerke verlangt. Schließlich sei man den Millionen Touristen diesen Service schuldig. Die Prüfung findet nicht regelmäßig statt, sondern nur wenn Bedarf an neuen Gondelfahrern besteht.

Männerdomäne

Die Gondolieri scheinen entschlossen, ihr Männerrevier zu verteidigen. "Dies ist ein Beruf, den die venezianischen Männer seit 1000 Jahren ausüben und der von Generation zu Generation weitergegeben wird. An der Prüfung können sich zwar auch Frauen beteiligen. Es ist aber besser, Familienväter arbeiten zu lassen, die eine Beschäftigung brauchen, und nicht eine Frau, die als ,Gondoliera' nur auf Schlagzeilen hofft", meinte der Gondelfahrer Piero Bauer. "Man improvisiert sich als Gondelfahrer nicht. Man beginnt als Kind, indem man die Boote putzt", sagte Bauer, der damit die Mehrheit seiner Kollegen vertritt.

Derzeit gibt es circa 410 Gondolieri, die auch "Pope" genannt werden. In Venedig gibt es circa 700 Gondeln, der Beruf des Gondoliere gilt als beliebt: Jedes Jahr gibt es 300 Bewerber, nur 80 schaffen das Examen. Dann dürfen sie kassieren: Für 50 Minuten Gondelfahren müssen Touristen im Schnitt 62 Euro zahlen. (APA)