München - Der Titel der neuen Biografie über Katia Mann "Frau Thomas Mann" ist ihrem Briefkopf entnommen und sagt nach den Worten des Autorenpaares Inge und Walter Jens schon vieles über die Frau des großen Dichters und Nobelpreisträgers aus. Auch wenn sie das emotionale Zentrum der gesamten Familie Mann verkörperte, habe sie sich selbst immer zurückgenommen und sich in Briefen manchmal ironisch als "Zubehör" ihres Mannes bezeichnet, sagte Inge Jens am Sonntag bei einer mit großem Beifall bedachten Lesung im Münchner Literaturhaus.

Für die im Rowohlt Verlag erschienene Biografie mit dem Untertitel "Das Leben der Katharina Pringsheim" hat das Autorenpaar rund 1.000 zum größten Teil unveröffentlichte Briefe und Dokumente ausgewertet. Auch wenn schon viel über die Manns geschrieben worden sei, gebe es immer noch etwas zu entdecken, sagte Walter Jens. Dies betreffe vor allem auch das Leben von Katia Mann (1883-1980), die als erfolgreiche Studentin der Mathematik und Physik nach ihrer Heirat offenbar nur noch "Frau Thomas Mann" gewesen sei.

Mit Hilfe vieler, in jahrelangen Recherchen zusammengetragener Briefe und Dokumente sowie zahlreicher bisher unbekannter Fotos versuchen die Autoren, das Leben Katia Manns so zu schildern, wie sie selbst es erfahren und kommentiert hat. Auf diese Weise ist es Inge und Walter Jens gelungen, ein neues, oft überraschendes Bild einer Frau zu zeichnen, die nicht nur die "Frau an seiner Seite" war. Im engen Austausch mit ihrer Mutter, der Hofschauspielerin Hedwig Pringsheim, mit ihren Kindern und der britischen Freundin Molly Shenstone erlebt der Leser eine eigenständige Zeugin der Kultur und Politik im 20. Jahrhundert. (APA)