Wien - Am Tag nach dem Ableben Marcel Prawys würdigten prominente Kulturschaffende und Politiker das Schaffen des Opernführers. "Ich konnte keine Inszenierung machen, ohne ständig zu überlegen, was er dazu sagen würde", sagte der Regisseur Otto Schenk im Radio-Morgenjournal. "Er war für mich in der Nähe der Unsterblichkeit. Das war ein großer Irrtum, eine große Täuschung."

"Ein großer Verlust für uns alle". So kommentierte Kammersänger Heinz Zednik die Nachricht über das Ableben des 92-Jährigen. Prawy war am Sonntag in Wien einer Lungenembolie erlegen. Für Kunststaatssekretär Morak war Prawy in der internationalen Opernwelt eine Institution. "Sein unerschöpfliches Wissen, sein Musikverständnis, seine Eloquenz und seine Offenheit für Neues waren unvergleichlich und unvergesslich", zeigte sich Morak am Montag vom Tod Prawys betroffen.

"Der Prawy hat Maßstäbe in der internationalen Musikwelt gesetzt und durch seine legendären Operneinführungen mit Witz und Humor Generationen die Welt der Oper nähergebracht. Es gibt selten Menschen, die eine Kunstform mit einer derartigen Intensität liebten wie Prawy, der es verstanden hat, seine Begeisterung auch über die Massenmedien weiterzugeben", so der Staatssekretär.

Dr. Monika Lindner: Kulturträger und Kulturvermittler

"Mit Prof. Dr. Marcel Prawy verliert der ORF und damit das österreichische Fernsehpublikum einen der bedeutendsten Kulturträger und Kulturvermittler Österreichs. In zahlreichen Fernsehsendungen hat der legendäre 'Opernführer der Nation' auf unnachahmliche Weise ein Millionenpublikum in die Welt der Oper, der Operette und des Musicals eingeführt und sich damit als Volksbildner im besten Sinne des Wortes erwiesen. Auch von zahlreichen weiteren TV-Produktionen, von denen mehrere die Wiener Staatsoper zum Thema hatten, ließen sich viele von seiner Liebe und Leidenschaft zur Musik mitreißen. Der Österreichische Rundfunk wird 'seinem' Prof. Dr. Marcel Prawy stets zu Dank verpflichtet sein. Marcel Prawys große Leidenschaft zur Musik sehen wir als Auftrag, den wir in unseren Programmen erfüllen wollen."

Klestil: "Die Welt der Oper erschlossen"

Mit seinen Büchern auch weiterhin unter uns "Marcel Prawy hat den Österreicherinnen und Österreichern die Welt der Oper nicht nur erklärt, vielen hat er diese wunderbare Welt erst voller Begeisterung erschlossen", erklärte Bundespräsident Thomas Klestil am Montag zum Tod Prawys. Wie bei keinem anderen seien in seinen Schilderungen die großen Gestalten der Opernliteratur lebendig geworden.

"Unvergessen wird auch der Charme und Witz bleiben, mit dem Marcel Prawy unzählige Matineen in der Wiener Staatsoper moderierte, in denen er ein begeistertes Publikum in seinen Bann zog. Mit seinen kenntnisreichen und brillant geschriebenen Büchern wird er auch weiterhin unter uns sein. Alle aber werden wir Marcel Prawy vermissen und ihm ein ehrendes Andenken bewahren", betonte der Bundespräsident. Häupl und Mailath-Pokorny: "Hat wie kein anderer die Musikstadt Wien repräsentiert"

Marcel Prawy erhält ein Ehrengrab der Stadt Wien. Dies gab Bürgermeister Michael Häupl (S) am Montag in einer Aussendung bekannt. Mit Prawy habe man nicht nur einen kompetenten Opernkenner und Musikliebhaber verloren, so Häupl und Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S): "Marcel Prawy hat wie kein anderer die Musikstadt Wien repräsentiert."

Prawy habe sich die Aufgeschlossenheit für Neues bis ins hohe Alter erhalten und sei vor allem ein Vermittler gewesen, betonte Mailath-Pokorny: "Er hat das Musical nach Wien gebracht, hat zahlreiche Künstler an Wien gebunden. Prawy konnte mit viel menschlicher Wärme Musikkultur vermitteln und den Menschen näher bringen. So gesehen war er Volksbildner im besten Sinn des Wortes".

(APA)