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80 Prozent der türkischstämmigen Bevölkerung gehören der Unterschicht an.

Foto: dpa/Berg

Frankfurt/Main - Bei der Integration von Migrantenkindern will die Türkische Gemeinde in Deutschland die Eltern stärker in die Pflicht nehmen. Diese müssten sich mehr für Bildungs- und Erziehungsfragen interessieren und engagieren, sagte der Vorsitzende der Gemeinde, Kenan Kolat, am Mittwoch auf der Frankfurter Buchmesse. "Mein Traum ist, in den Schulen den Anteil der türkischstämmigen Elternvertreter dem Anteil der türkischstämmigen Schüler anzupassen." Die Türkei ist Gastland der weltgrößten Bücherschau.

Kleinere Klassen

Nach Kolats Ansicht hat neben den Eltern auch der Staat eine Bringschuld: Die vergleichsweise schlechten schulischen Leistungen
von Migrantenkindern seien in erster Linie kein ethnisches, sondern ein soziales Problem. 80 Prozent der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland gehörten der Unterschicht an, aber nur 13 Prozent der Deutschen. Kolat sprach sich für ein zweigliedriges Schulsystem mit kleineren Klassen und flächendeckender Ganztagesbetreuung aus.

Necla Kelek: Kritik am Kopftuch

Die türkischstämmige Islamkritikerin Necla Kelek warnte dagegen davor, "nur das Soziale zu sehen". Die Schulen müssten die Eltern
"ganz klar" auf die geltenden Regeln hinweisen. Die Migrantenkinder hätten "ein Recht auf Kindheit" und "ein Recht, ihre Persönlichkeit bilden zu dürfen".

Dazu gehöre, sich an Klassenfahrten zu beteiligen und nicht schon mit sechs Jahren ein Kopftuch tragen zu müssen. "Es ist nicht alles Bereicherung, was Menschen nach Deutschland mitbringen", sagte Kelek. Auf der Buchmesse stellt sie in dieser Woche ihr neues Buch "Bittersüße Heimat. Bericht aus dem Inneren der Türkei" vor. (APA/dpa)