Mit dem Erweiterungssystem für den Firefox hat das Mozilla-Projekt ein Experimentierfeld geschaffen, das sich immer wieder als äußerst nützlich für die eigene Browser-Entwicklung herausgestellt hat: So manches, das zuerst als Extension entwickelt wurde, hat es mittlerweile in die Standard-Ausführung des Firefox geschafft. Auch Mozilla selbst erprobt auf diese Weise regelmäßig neue Features, zuletzt etwa mit der Geolokalisierung Geode, die - in leicht veränderter Version - mit dem Firefox 3.1 fix integriert werden soll.

Speziell

Manch andere Erweiterung hat hingegen gar nicht den Anspruch, die breite Masse anzusprechen. Solcherlei stark spezialisierte Funktionalitäten sind für die Auslieferung als Add-On quasi prädestiniert, immerhin würde eine Aufnahme in den Default-Browser für die meisten BenutzerInnen wenig Nutzen bringen, die Software aber nach und nach mit Features "überladen".

Neues

Auf den folgenden Seiten soll ein Blick auf einige der Highlights unter aktuellen Firefox-Erweiterung gelegt werden. Wie schon bei frühereren Firefox-Erweiterungs-Ansichtssachen gilt auch hier: Die folgende Sammlung versteht sich nicht als ein "All-Time-Best-of", sondern als ein Blick auf neue Interessante Add-Ons, die in der Vergangenheit noch nicht präsentiert wurden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit Ubiquity macht eines der Mozilla-eigenen Experimente den Anfang, und zwar eines, das es ganz gehörig in sich hat: Als eine Art Schnellstarter - ähnlich Desktop-Tools wie Quicksilver oder GNOME Do - für das Web präsentiert sich die Software. Mittels der Tastenkombination Alt+Space wird ein kleines Fenster aufgerufen, über das eine Fülle von Befehlen ausgeführt werden können, die direkt auf Webservices zugreifen oder diese gar miteinander verknüpfen.

Beispiele

So lässt sich etwa eine markierte Textstelle auf die Schnelle in eine andere Sprache übersetzen, oder die Definition eines Begriffes ohne Besuch einer speziellen Webseite vornehmen, die Darstellung erfolgt direkt im grafischen Overlay von Ubiquity.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ziel ist es dabei in Zukunft recht komplexe Aufgaben wie das Bestellen eines Flugtickets mittels der Eingabe von "natürlichen" Sätzen in Ubiquity vornehmen zu können. Ganz so weit ist man derzeit zwar noch nicht, aber schon jetzt kann die Software in einigen Bereichen beeindrucken.

Weiterreichen

So ist es etwa über die Map-Funktion möglich Orte in Google Maps aufzuspüren. Die Karten können aber nicht nur dargestellt werden, sondern auch gleich in eine Nachricht bei GMail und Co. eingefügt werden.

Ausbau

Schon die Standardausführung von Ubiquity bietet eine Fülle von Funktionen, das Ganze lässt sich aber noch deutlich ausbauen. Auf einer eigenen Seite versammelt das Projekt eine Unzahl von weiteren Befehlen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein vorzügliches Beispiel für das anfängliche erwähnte Ausprobieren neuer Features mittels Extensions gibt Ctrl-Tab ab: Denn die von dem Add-On gebotene Funktionalität wird im Firefox fixer Bestandteil der Software werden.

Wechsel

Dabei wird der Wechsel zwischen den offenen Seiten mit der namensgebenden Tastenkombination Ctrl-Tab grafisch aufbereitet. Die einzelnen Tabs werden mit einer Miniaturansicht dargestellt, etwas gewöhnungsbedürftig allerdings, dass die Reihenfolge nach der letzten Benutzung erfolgt und nicht wie gewohnt in der Positionierung in der Tab-Leiste von links nach rechts. Mittels des Drucks auf die Taste "W" können übrigens hier auch gleich gezielt einzelne Tabs geschlossen werden.

Überblick

Zusätzlich gibt es auch noch eine Überblicksansicht, die nach Eingabe von Ctrl-Shift-A alle offenen Seiten nebeneinander darstellt. Die hier gelisteten Seiten können später noch durch eine Suche weiter eingeschränkt werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Web ist nicht nur eine Geschichte steten Wachstums sondern auch eine voller loser Enden, all zu oft stocken die eigenen Recherchen bei einem toten Link. Doch so schnell sollte man nicht aufgeben, immerhin gibt es eine Fülle von Webservices, die das Web regelmäßig durchforsten und ihre eigenen Kopien davon erstellen.

Fehler

Den Zugriff auf diese Archive vereinfacht die Ressurect Pages-Erweiterung erheblich: Die gewohnte Fehlermeldungsseite des Firefox wird dazu um eine Reihe von Links erweitert, mittels der sich der vermissten Seite in diversen Services nachspüren lässt. Vom Google Cache über CoralCDN und WebCite bis zum Internet Archive reicht die Liste der angebotenen Services.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Shareaholic nennt sich die nächste Erweiterung und der Name ist hier Programm: Das Tool erlaubt das Zusammenspiel mit einer Fülle von Web-Services, und dies auf verschiedenste Arten.

Auswahl

So können interessante Artikel direkt auf Digg oder del.icio.us gepostet werden, sind diese dort bereits vorhanden, wird im Menü die Anzahl der aktuellen Verlinkungen oder "Diggs" angezeigt.

Teilen

Ein weiteres Beispiel für die vielfältigen Möglichkeiten von Shareaholic: Ausgewählte Textpassagen können direkt zu den nach außen geshareten Objekten im Google Reader hinzugefügt werden, optional lässt sich dabei auch ein Kommentar hinzufügen. Zu den weiteren unterstützten Webservices gehören unter anderem Twitter, StumbleUpon, MySpace, FriendFeed und Facebook.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer kennt das nicht: Knapp bevor man aus dem Haus muss, stolpert man noch über einen interessanten Artikel, die notwendige Ruhe zum Lesen ist da freilich nicht mehr gegeben. Um zu verhindern, dass solche Funde nicht einfach dem digitalen Vergessen anheim fallen, bietet sich Taboo an.

Liste

Taboo setzt ausgewählte Seiten auf eine eigene Merkliste. Auf dieser werden sie dann nicht nur mit einer Miniaturgrafik präsentiert, auch Notizen können hinzugefügt werden. Hat man dann mal endlich die nötige Muße um den siebenseitigen Artikel der New York Times zu lesen, lässt sich dieser wieder exakt so herstellen, wie er bei der Abspeicherung verlassen wurde.

Rückkehr

Konkret bedeutet das, dass nicht nur an die letzte Leseposition auf der Seite zurückgekehrt wird, selbst Formulareingaben werden wieder hergestellt. Übrigens lassen sich die abgespeicherten Seiten auch in einer Kalenderansicht darstellen, nützlich falls man etwa Artikel zu einem bestimmten Tag sucht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wenn man den Statistiken auf der Mozilla Addons-Seite glauben darf, gehören Werbeblocker weiterhin zu den beliebtesten Addons für den Firefox. Einen leicht anderen Weg als herkömmliche Lösungen geht dabei Add-Art.

Austausch

Hier werden die Werbeeinblendungen nämlich nicht einfach weggenommen, sondern mit zeitgenössischer Kunst ausgetauscht. Die konkreten Bilder wechseln dabei alle zwei Wochen. Für die konkrete Umsetzung setzt man im Hintergrund allerdings auf keine Eigenentwicklung sondern auf das gewohnte Adblock Plus, dieses wird entsprechend gleich mit installiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Nichts weniger als die Treffsicherheit von Suchmaschinen zu erhöhen, ist die Zielsetzung von SurfCanyon. So lassen sich einzelne Ergebnisse bei Google, MSN und Co anklicken und von diesen ausgehend andere empfohlene Seiten anzeigen.

Ergebnis

Auf diese Weise werden dann relevante Ergebnisse zu Tage gefördert, die mit der ursprünglichen Sucheingabe auf einer der hinteren Ergebnisseiten versteckt gewesen wären. Bis zu einer Tiefe von drei Ebenen kann man dabei die eigene Suche immer weiter verfeinern. Zusätzlich werden Stichwort-Kategorisierungen der einzelnen Seiten vorgenommen, über die ebenfalls weiter gesucht werden kann.

Screenshot: Andreas Proschofsky

DIE Erweiterung für Twitter-Fans ist wohl Twitterfox: Das Add-On erweist sich als vollständiger Client für alle Tätigkeiten rund um das Microblogging-Service.

Auswahl

Neben der Anzeige der Status-Updates der eigenen FreundInnen, können hier natürlich auch eigene Nachrichten verfasst oder Antworten auf andere BenutzerInnen des Services abgeschickt werden. Die aktuell besuchte Seite kann dabei über einen eigenen Knopf direkt in die Twitter-Nachricht eingefügt werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dafür, dass das Netz eigentlich von Anfang an auf Querverweise zwischen unterschiedlichsten Quellen ausgelegt war, stehen viele Artikel heute noch immer recht alleine da, wer etwa zu einem Begriff nachschlagen will, muss meist noch immer das Online-Lexikon seiner Wahl aufrufen und dort manuell eine Suche durchführen.

Kontext

Ein Schritt, den die Hyperwords einfacher machen soll: Über ein Kontextmenü können ausgewählte Textstellen auf unterschiedlichste Weisen einer näheren Betrachtung unterzogen werden. So ist es etwa möglich Begriffsdefinitionen anzuzeigen, dabei werden die Ergebnisse direkt als Overlay eingeblendet, ein Besuch der entsprechenden Seite erübrigt sich also.

Umrechnung

Auch das Umrechnen von Geldbeträgen oder Gewichtseinheiten beherrscht die Erweiterung, Adressen lassen sich in einer Karte darstellen, ausgewählte Textstellen in andere Sprachen übersetzen. Auf Wunsch lässt sich auch gleich das gewohnte Suchfenster im Browser vollständig mit einem Hyperwords-Eingabefeld ersetzen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit dem Firefox 3 hat der Open Source Browser eine deutliche Aufwertung der URL-Zeile erhalten. Neben den Suchfähigkeiten des Awesomebars gehört dazu etwa auch die Tagging-Funktion. UrlbarExt geht hier noch ein ganzes Stück weiter und fügt dem Adresseingabefeld sechs weitere Icons hinzu.

Funktion

Über diese können zusätzliche Funktionen aufgerufen werden. So lässt sich etwa eine URL mittels eines Knopfdrucks in eine platzsparende TinyURL verwandeln. Eine anderes Icon führt zu einer Google-Suche, die auf die gerade besuchte Domain eingeschränkt ist.

Erweitert

Außerdem ist es möglich per phproxy anonym zu surfen, es lässt sich flott die aktuelle URL in den Zwischenspeicher kopieren, auch ein fortgeschrittenes Taggen von einzelnen Seiten ist möglich. Weiters gibt es ein Icon, das versucht, in der Hierarchie einer Webpage eine Ebene weiter nach oben zu gehen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In Zeiten von Online-Office-Angeboten, ist es eigentlich einigermaßen absurd, dass man noch immer ein externes Programm benötigt um auf die Schnelle mal ein Word-File oder eine Powerpoint-Präsentation anzeigen zu lassen. So ähnlich war wohl auch der Grundgedanke hinter Open it Online.

Online

Die Erweiterung ermöglicht es nämlich vom Firefox aufgerufene Dokumente in diversen Webservices anzeigen zu lassen. Dabei kann man wahlweise auf Google Docs, Google Apps, Zoho und die Think Free Online Services zurückgreifen.

Formate

Sowohl Textdokumente, als auch Tabellen oder Präsentation werden dabei unterstützt, und zwar nicht nur in den Microsoft-Formaten - die OpenDocument-Dateien von OpenOffice.org können ebenso umgeleitet werden. Wer will kann sogar Bilder an die Online-Weiterverarbeitung weiterreichen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Zeiten, in denen die meisten Web-BenutzerInnen nur ein einziges Fenster offen hatten, sind mittlerweile auch schon ein paar Jährchen vergangen. Heuzutage gehören mehrere nebeneinander offene Tabs zum Alltag der meisten Online-LeserInnen. Während man auf einer Seite noch auf etwas wartet, wird auf der anderen schon wieder weitergelesen.

Parallel

Eine Parallelität, der allerdings so manche Einzeltätigkeit im Weg steht. So ist das Betrachten eines Online-Videos, während man auf einer anderen Webseite surft, von begrenztem Erkenntnisgewinn. Hier will das Picture inPicture Addon PiP abhelfen.

Overlay

Videos von Youtube und Co. werden aus der sie umgebenden Seite herausgelöst und als Overlay im Eck der jeweils gerade betrachteten Webpage dargestellt. Eine erhebliche Einschränkung gibt es dabei allerdings: Derzeit funktioniert das Ganze lediglich mit Mac OS X. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 19.10.2008)

Screenshot: Andreas Proschofsky