Foto: Priol

Er ist mindestens so lustig wie Don King. Mit nämlichem US-Boxpromoter teilt Urban Priol die extravagante Frisur in Gestalt nach oben (und seitlich) abstehender Haare. Natürlich gibt es aber wesentlich mehr Unterschiede zwischen den beiden Fernsehstars als Gemeinsamkeiten.

Immerhin ist King ein tougher Geschäftsmann, der notfalls über Leichen geht und angesichts einer Kamera nur unfreiwillig komisch ist. Der deutsche Kabarettist Priol dagegen lästert ebenso überlegt wie auf hohem Niveau - seit 1995 mit Soloprogrammen sowie im Fernsehen, auf ZDF oder auf 3sat ("Neues aus der Anstalt"), gemeinsam mit Georg Schramm. Außerdem zeigen Priols Haare nicht nur nach oben und zur Seite, sondern auch nach hinten: kein Wunder ob der allerorten haarsträubenden gesellschaftspolitischen Zustände.

Dagegen hat sich der 47-jährige Aschaffenburger aber ein programmatisches Sprücherl zurechtgelegt: "Leiden halbieren. Lachen verdoppeln." In diesem Sinne spottet er auch im fünften Soloprogramm Tür zu! über die peinlichen Selbstdarsteller in Politik, Wirtschaft und Kultur.

Lohnende Objekte seiner tagesaktuellen Spitzen sind etwa die deutschen Großkoalitionäre mit "Plattitüdenmamsell Angela" (Priol) an der Spitze, die Freiheitsversprechen des kürzlich in Misskredit geratenen Neoliberalismus oder der ganz normale alltägliche Lifestyle-Wahnsinn. (dog / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.10.2008)