Klagenfurt - Jörg Haider liebte die öffentliche Bühne. Sein Begräbnis am kommenden Samstag dürfte zum Massenspektakel werden.

Zu den Begräbnisfeierlichkeiten in der Klagenfurter Innenstadt werden 30.000 bis 50.000 Trauergäste erwartet. Es könnten aber auch mehr werden. Aus allen Bezirksstätten werden Shuttlebusse die Trauernden ins Zentrum Klagenfurts bringen. "Wie viele wirklich kommen, weiß man nicht", sagt Landesamtsdirektor Reinhart Sladko im Gespräch mit dem Standard. Polizei und Rotes Kreuz seien jedenfalls vorbereitet und hätten bereits während der Fußball-EM in Klagenfurt Erfahrungen mit Menschenmassen sammeln können. "Im Ernstfall, wenn das Fassungsvermögen überschritten wird, müssen wir Leute aussperren" , so Sladko.

Staatsbegräbnis

Haider wird ein Staatsbegräbnis auf Landesebene erhalten. Zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland werden erwartet. Gleich an drei Orten wird man sich von Haider, dessen Sarg die Kärntner Fahne bedecken soll, verabschieden können: im Landhaushof, am Neuen Platz und im Klagenfurter Dom, wo ein Requiem zelebriert wird.

Als offizielle Trauergäste der Republik haben sich am Dienstag bereits Bundespräsident HeinzFischer, Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, SPÖ-Chef Werner Faymann, sowie alle Landeshauptleute angekündigt. Auch der Präsident Friauls, Renzo Tondo, Regionspräsident Edouard Ballaman von der Lega Nord und der Tarviser Bürgermeister Renato Carlantoni werden kommen.

Mehr noch als der Massenansturm beschäftigt die Exekutive ein möglicher Aufmarsch der europäischen Rechten. Haider hatte immer wieder auch Kontakt zu deren umstrittenen Politikern. Konkrete Anfragen gäbe es bisher aber noch nicht. Gaddafi-Sohn Saif al Islam dagegen hat sich bereits angesagt.

Gerüchte über Neonazis "völlig haltlos"

Das Kärntner Landesamt für Verfassungsschutz hat am Mittwoch Gerüchte über das Eintreffen von Neonazis jedoch kategorisch zurückgewiesen. "Diese Gerüchte sind völlig haltlos, ein kompletter Unsinn", sagte LVT-Landeschef Helmut Mayer.

Man habe keinerlei Hinweise darauf, dass in einschlägigen Kreisen Pläne gewälzt würden, nach Kärnten zu reisen, "weder Einzelpersonen noch Gruppen", betonte Mayer. Entsprechende Medienberichte würden jeglicher Ursache entbehren.

"Großer und unvergesslicher Freund unserer Völker"

Angekündigt hat sich eine große Delegation von der Lega Nord, die vom EU-Abgeordneten Mario Borghezio angeführt wird. "Viele Anhänger unserer Partei werden am Begräbnis teilnehmen. Diese spontane Reaktion bezeugt, wie stark die Verehrung und der Respekt der Norditaliener für diesen großen und unvergesslichen Freund unserer Völker ist", sagte EU-Abgeordneter Mario Borghezio.

Sicherheitspuffer

Für die österreichische Staatsspitze wäre der Kontakt mit umstrittenen Rechtspolitikern ein fatales Signal. Deshalb soll um den Bundespräsidenten ein Sicherheitspuffer geschaffen werden, damit es zu keinen unerwünschten Fotos kommt. Ziemlich sicher dürften beim Begräbnis Veteranen der Waffen SS-Kameradschaft IV Spalier stehen. Auch Neonazis könnten auftauchen. Das könnte im Vorfeld aber kaum verhindert werden, denn die melden sich nicht offiziell an. Kärntens Exekutive soll daher ein verstärktes Augenmerk auf ungebetene Begräbnisteilnehmer richten. (APA/Elisabeth Steiner/DER STANDARD-Printausgabe,15. Oktober 2008)