Selten hat ein wissenschaftliches Experiment eine derartig öffentliche Aufmerksamkeit erregt wie der Teilchenbeschleuniger LHC am europäischen Kernforschungszentrum CERN bei Genf. Nach Warnungen vor "Schwarzen Löchern", dem fulminanten Start im September und der kurz darauffolgenden Abschaltung nach technischen Schwierigkeiten kann man sich nun in Wien in einer Schau über "Die größte Maschine der Welt auf der Suche nach den kleinsten Teilchen des Universums" informieren.

Bis 31. Oktober geöffnet

Am  Dienstag  Abend wird sie in der Aula der Wissenschaften eröffnet. Auch wenn in der bis 31. Oktober geöffneten Schau selbst die technischen Probleme nicht thematisiert werden, standen diese doch im Mittelpunkt des Interesses bei einer Pressekonferenz am Vormittag.

Für den österreichischen Physiker Michael Benedikt, stellvertretender Leiter der Operationsgruppe für Beschleuniger am CERN, war der "wahnsinnig erfolgreiche Start" des LHC am 10. September mit einer Strahllebensdauer von zehn Stunden der Beweis, dass die "Anlage konzeptionell 100-prozentig funktioniert". Die Schwierigkeiten, die wenige Tage nach Inbetriebnahme aufgetreten sind, seien ein "isoliertes, rein technisches Problem". An einer elektrischen Verbindung sei dabei ein Kurzschluss entstanden, in dessen Folge es zum Austritt von Helium gekommen sei. Deshalb habe die Anlage abgeschalten werden müssen.

"Ein ähnliches Problem in einer anderen, nicht supraleitenden Maschine wäre in 24 Stunden behoben"

Das Problem eines Beschleunigers wie LHC mit supraleitenden Magneten sei, dass man für die Begutachtung und Behebung des Schadens zwei Sektoren mit insgesamt fast acht Kilometern Länge von minus 271 Grad Celsius wieder auf Raumtemperatur aufwärmen müsse. Das alleine dauert zwei Wochen. "Ein ähnliches Problem in einer anderen, nicht supraleitenden Maschine wäre in 24 Stunden behoben", so Benedikt. Jedenfalls sei man seit Mitte vergangener Woche auf Raumtemperatur und nun in der Lage, sich genau anzuschauen, was die Panne verursacht hat.

Die Wissenschafter hoffen, bis zur offiziellen LHC-Eröffnung mit den Staats- und Regierungschefs erste Aussagen darüber treffen zu können. Noch sei es zu früh, um zu sagen, ob menschliches Versagen die Ursache gewesen sei, wie es kurz nach der Abschaltung hieß. Unklar sei auch, so Benedikt, ob die Panne größere Folgeschäden verursacht hat. Die Magnete in unmittelbarer Nähe der Schadstelle müssten sicher ausgebaut und vermessen werden. Aufgrund der ohnedies zwischen Dezember 2008 und April 2009 geplanten Abschaltung des Beschleunigers - u.a. wegen der hohen Strompreise und der notwendigen Wartungsarbeiten - sei die Verzögerung durch das Problem maximal ein bis zwei Monate.

Die Welt der Elementarteilchenphysik

Die vom Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) organisierte und vom Atelier Neundlinger konzipierte Ausstellung "www.LHC2008.at" führt u.a. in die Welt der Elementarteilchenphysik, stellt den neuen Beschleunigers LHC vor, präsentiert die Experimente mit österreichischer Beteiligung CMS und ATLAS und erklärt, warum für die Auswertung der Daten ein weltweiter Rechnerverbund namens GRID geschaffen werden musste. Anhand von früheren Spin-offs des CERN wird gezeigt, wozu denn das alles gut sein soll. Auf künstlerischer Ebene wird versucht, in einem "Big-Bang-Raum" Elementarteilchen sinnlich erfahrbar zu machen. Für Daniel Weselka vom Wissenschaftsministerium ist die Ausstellung eine Möglichkeit, "sich selbst ein Bild zu machen", und das sei das "beste Mittel gegen diffuse Ängste".

Zielpublikum seien die breite interessierte Öffentlichkeit sowie vor allem Schüler sagte Manfred Krammer, Direktor des Instituts für Hochenergiephysik. Wobei sich der Physiker über das Interesse der Schulen freut, schon vor einer Woche seien alle Schulführungen ausgebucht gewesen, insgesamt hätten sich mehr als 100 Klassen angemeldet. Im Anschluss wird die als Wanderausstellung konzipierte Schau direkt an Schulen gezeigt. (APA)